"Denn wo dein Schatz ist, ..." - Fronleichnamsprozession in und um St. Paulus

Frischer, lebendiger Katholizismus bei herrlichem Wetter!

Fronleichnam in einer evangelisch geprägten Gegend ist für Katholiken immer eine besondere Herausforderung. Man braucht ein wenig Mut für die demonstrative Zurschaustellung des eigenen Bekenntnisses. Gleichzeitig gilt es aber auch jeglichen platten und peinlichen Triumphalismus zu vermeiden. Ein wichtiges, motivierendes Moment: Selbst die Nazis hatten es im Dritten Reich nicht geschafft, die Göttinger Katholiken von ihrer Fronleichnamsprozession abzuhalten. Dieses Erbe verpflichtet!

Inzwischen ist viel Zeit vergangen. Mittlerweile gehört es zur guten Tradition, dass ein evangelischer Pastor - heute Pfarrer a.D. Dieter Nehls aus St. Albani - mit dem Evangeliar vor dem "Himmel" mit der Monstranz einhergeht. So harmonieren Wort und Sakrament im Einklang! Immerhin glauben ja auch die evangelisch - lutherischen Glaubensgeschwister, dass Jesus in den Gestalten von Brot und Wein real gegenwärtig ist, auch wenn die Vorstellung im Einzelnen (und besonders bzgl. Fronleichnam) dann bald auseinandergehen.

Man muss heute auch keine Angst mehr vor der Stadtverwaltung, Furcht vor irgendwelchen Schikanen der Behörden oder unliebigen Rufen von Nichtkatholiken haben. Fronleichnam ist ein frohes Fest von Jung und Alt und alle Mal ein "Hingucker". In so manchem angrenzenden Fenster sah man die Vorhänge beiseite ziehen...

Nach einem feierlichen Gottesdienst formierte sich die Prozession. Es waren Kindergartenkinder da und Schulkinder - die katholischen Schüler hatten extra für die Prozession unterrichtsfrei bekommen. Die katholische Grundschule Boni I und die Haupt- und Realschule Boni II waren sowieso da. Die Boni I war mit ihren blauen Hemden nicht zu übersehen und die Boni II gestaltete mit einer zu Herzen gehenden Geschichte mit einer ebenso fantasievollen Aktion sogar eine der beiden Stationen auf dem Prozessionsweg.

Hinter den Kindern kamen dann die Erstkommunionkinder der vier Göttinger Gemeinden und dann der "Himmel" mit dem die Monstranz tragenden Priester. In diesem Jahr trugen die Monstranz Dechant Bernd Langer und Pfarrer Georg Vetter (Pfarrei Maria Königin des Friedens). An den Stationen wurden Gebete und Fürbitten gesprochen und natürlich - wie auf dem gesamten Prozessionsweg - viel gesungen. Musikalisch vertreten war auf dem Weg eine kräftige Blaskapelle, sowie die Familie Kantus mit ihrer Band auf dem Kirchplatz.

Überall herrschte ein ungezwungene, fröhliche Atmosphäre, die nach dem abschließenden "Großer Gott wir loben dich" dann in ein Fest mit Würstchen, Bier und viele Gespräche mündete.