Gottesdienst zum Reformationstag

Superintendent Friedrich Selter und Dechant Wigbert Schwarze feierten am Montag, den 31. Oktober 2016 einen feierlichen Gottesdienst zum Eintritt ins das Jubiläumsjahr. Genauer gesagt war dies der zweite Teil – denn schon am Tag vorher hatten beiden zusammen in St. Godehard sich gemeinsam auf diesen Tag eingestimmt. Obwohl der Tag in diesem Jahr ja kein Feiertag ist – wohl aber im kommenden Jahr! – kamen doch zahlreiche Gläubige unterschiedlicher Konfessionen in die Johanniskirche.

Bernd Eberhard spielte an der wuchtigen Orgel von St. Johannis. Die Lesung trug Frau von Wendt vor. Sie gehört zur katholischen Gemeinde in Adelebsen (St. Godehard). Das Evangelium trug Rainer Freudenberg aus dem Kirchenvorstand von St. Johannis vor. Im Zentrum standen freilich ausgewählte Thesen von Martin Luther, die sich zwei Themenbereichen zuordnen ließen und die Friedrich Selter und Wigbert Schwarze wechselseitig kommentierten.

Der erste Block drehte sich um Thesen, die „die Kirche, das Evangelium und die Angst, sein Leben zu verfehlen“ kreisten. Der zweite Block hatte als Überschrift: „Nächstenliebe und Verantwortung als christliche Grundhaltung“. Wigbert Schwarze gab zu bedenken, dass zu Luthers Zeiten alle (!) Menschen (irgendwie) an Gott glaubten und die Streitereien allenfalls über das richtige „Wie?“ kreisten. Heute dreht sich die Frage – wenn man den Umfragen Glauben schenken mag – eher darum, ob man überhaupt an Gott glaubt – oder eben nicht. Der katholische Dechant sieht in Luther einen „Türöffner“ mittels dessen es gelingen könnte Gott (wieder) ins Gespräch zu bringen. Bei allen Anfragen an das Christentum gleich welcher Konfession: Die Christen haben ein auch heute attraktives Menschenbild, das locker mit materialistischen oder anderen Weltanschuungen konkurrieren kann. Da brauchen sich die Kirchen nicht verstecken und dürfen guten Gewissens ihren Hut in den Ring werfen. Die Kirchen sind der zweit größte Arbeitgeber in Deutschland und nicht nur in sozialen Fragen sind sie immer noch federführend und von Gewicht.

Wigbert Schwarze schätzt an den Protestanten besonders deren Hochschätzung der Bibel, von der die Katholiken viel gelernt hätten. Dass man dem katholischen Kardinal Lehmann die Martin Luther Medaille in diesem Jahr überreicht hat sagt viel über das Miteinander der Konfessionen von heute aus.

Mit dem zweiten Block an Thesen übergab der Dechant dann das Wort an den Superintendenten. „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ - Diese zentrale Frage Martin Luthers stellt man sich heute, so Freidrich Selter, selten. Luther (und seine Zeit) waren von einem Angstgefühl geprägt – man denke nur an das Gewittererlebnis (mit dem Versprechen ins Kloster einzutreten) oder seine Skrupel als Mönch! In ihm wuchs die Sehnsucht nach einem gnädigen Gott heran, der Schluss macht mit der Lebensangst. – Sind die Nöte heutiger Menschen denn so anders? Quellen nicht die Praxen der Ärzte und Therapeuten über mit Menschen, die Angst haben?

Luther wurde anhand seiner Taufe als Säugling klar, dass er durch Gnade errettet war, denn damals konnte er nun wahrlich keinerlei Werke vorweisen. Ein Glaube, der hilft Ängste abzubauen, ist somit brandaktuell und gleichzeitig protestantisch im besten Sinne.  

Natürlich durfte am Reformationstag „Eine feste Burg ist unser Gott“ (EGB 362) nicht fehlen. Fürbitten, das Vater Unser und ein gemeisamer Segen schlossen den Gottesdienst ab. Am Ausgangstanden Wigbert Schwarze und Friedrich Selter, um die Mitfeiernden zu verabschieden.Die Kolekte war für die Anschaffung von Bibeln in verschiedenen Sprachen in Friedland.