Geistlicher Impuls am Freitag in der Vierten Fastenwoche

Ein wahrhaft guter und gerechter Mensch kann von seinen Mitmenschen nicht ertragen werden!

Das Evangelium und andere Texte für den heutigen Tag finden Sie in der Online-Kalender-Version des Schott-Messbuches der Erzabtei in Beuron.

 

IMPULS

Schon 400 Jahre vor Christus hat der griechische Philosoph Plato geschrieben, dass ein wahrhaft guter und gerechter Mensch von seinen Mitmenschen nicht ertragen werden kann, sondern dass er gehasst, verfolgt und gekreuzigt wird.

Heute begegnet uns die gleiche Beobachtung in der Lesung aus dem Buch der Weisheit:

Auch ohne jemanden anzuklagen oder zu konfrontieren wirkt das Leben eines wahrhaft guten und gerechten Menschen auf die anderen als Vorwurf. Darum wird er gehasst, verfolgt und getötet. Das hat das Buch der Weisheit schon mehr als 50 Jahre vor Jesus geschrieben:

Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind, und prüfen, wie es mit ihm ausgeht. Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes, dann nimmt sich Gott seiner an und entreißt ihn der Hand seiner Gegner. Roh und grausam wollen wir mit ihm verfahren, um seine Sanftmut kennen zu lernen, seine Geduld zu erproben. Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen; er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt.

Es kommt einem vor, als sei es direkt über Jesus und sein Schicksal geschrieben. Das ist erstaunlich. Und darum hören wir auch diese Worte heute als Vorhersage schon im Alten Testament auf Jesus und sein Schicksal in seinem Tod und seiner Auferstehung hin. Wir kommen ja diesen Tagen von Ostern immer näher.

So führen uns auch die liturgischen Texte immer dichter heran an das Geheimnis von Tod und Auferstehung und sie führen auch immer tiefer in die Konflikte hinein zwischen Gut und Böse oder zwischen totalem Egoismus und von hingebender Selbstlosigkeit.

Das verschärft sich in Zeiten der Krise und wird offenbar. Und wir sehen beides in diesen Tagen von Corona deutlicher als sonst. Das lädt uns ein zur Besinnung, wie wirklichkeitsnah die Worte der Bibel auch heute sind.

Thomas Gertler SJ