Geistlicher Impuls am Donnerstag in der Vierten Fastenwoche

„Jetzt lass mich, damit mein Zorn gegen sie entbrennt und sie verzehrt …“

Das Evangelium und andere Texte für den heutigen Tag finden Sie in der Online-Kalender-Version des Schott-Messbuches der Erzabtei in Beuron.

 

IMPULS

 

Im Buch Exodus lesen wir heute, wie Gott Mose ankündigt, dass er die Nase voll hat von seinem abtrünnigen Volk. Die Israeliten machen ständig, was ihnen passt. Besonders angewidert ist Gott von der blöden Idee, goldene Statuen zu gießen und sie anzubeten.

Diese Erzählung vom Zorn Gottes fügt sich gut in die Reihe von gottgewirkten Unbilden im Buch Genesis, angefangen mit dem Rauswurf aus dem Paradies über die Sintflut bis hin zur Vernichtung der Städte Sodom und Gomorra.

Kann man daraus ableiten, dass Gott einzelne Menschen oder ganze Völker straft, weil sie nicht pariert haben?

Als Jesus im Johannesevangelium von seinen Jüngern gefragt wird, ob ein von Geburt an blinder Bettler eigentlich selbst gesündigt habe, oder ob seine Eltern Gottes Zorn erregt hätten (Joh 9,2) antwortet Jesus: „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden.“

Kann man daraus ableiten, dass Gott Menschen viele Jahre leiden lässt, damit Jesus an ihnen irgendwann sein heilendes Wirken zeigen kann?

Ich glaube, dass wir keine der beiden Fragen mit „Ja“ beantworten können.

Bibeltexte geben keine empirischen Fakten wieder, aus denen man zwingende Schlussfolgerungen über Gott ziehen könnte. Biblische Geschichten sind Meditationstexte. Der vertraute Umgang mit ihnen hilft, eine geistliche Intuition auszubilden, in welche Richtung Gott führen will.

Was kann ich tun, um vertrauter mit Gott zu werden und mehr im Einklang mit Seinem Willen zu leben?

Ludger Joos SJ