Geistlicher Impuls zum Tagesevangelium am Gedenktag des Heiligen Patrick

„Wenn Du es sagst, werde ich die Netze auswerfen.“

Das Evangelium und andere Texte für den heutigen Tag finden Sie wieder in der Online-Kalender-Version des Schott-Messbuches der Erzabtei in Beuron.

 

IMPULS

„Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen“.  Wie oft haben wir lange für etwas gearbeitet, Zeit und Nerven hineingesteckt, um doch nicht das zu erreichen, was wir uns vorgestellt, uns erhofft haben. Das mag ein Projekt sein, eine Beziehung oder eine ganze Lebensweise. Unzufriedenheit stellt sich ein, aber wir wissen nicht, wie wir es ändern können.

In so einer Situation hört Simon Petrus die Worte Jesu: „Fahre hinaus auf den See! Dort werft Eure Netze aus!“

Was ist das? Kein wohlgemeintes „Probier’s noch mal, Du schaffst das schon!“, kein Ratschlag, keine Ermutigung. Was er da hört ist ein Befehl.

Und tatsächlich: Simon gehorcht: „Wenn Du es sagst, werde ich die Netze auswerfen.“ Er gehorcht ohne einen Plan. Er gehorcht, ohne dass er genau versteht, was gerade passiert. Er vertraut diesem Fremden und ... das Wunder passiert. Alles ändert sich. Sein ganzes Leben.

Der Fremde ist nicht irgendjemand. Kein Werbespruch, dessen Jingle nicht mehr aus dem Ohr geht. Kein Karriereberater, der Schulabgängern empfiehlt, dringend ein MINT-Fach zu studieren. Kein Guru, demzufolge man „sich selbst finden und verwirklichen muss“, um glücklich zu werden.

Es ist der HERR, der spricht, der Ursprung des Lebens. Gott, der dieses Leben in jedem Moment in seinen Händen hält.

Fahre hinaus! Werft die Netze aus! Fürchte Dich nicht! Von jetzt an wirst Du Menschen fangen!

Wenn Gott spricht, dann ist das kein Ratschlag. Dann ist das ein Ruf, der ins Leben führt. Und zwar mit Macht.

Das hat auch der heilige Patrick erlebt, dessen Gedenktag wir in Sankt Michael heute sehr gerne mit einer großen Festmesse begangen hätten. Auch Patrick hat gehorcht. Als 16-jähriger von Sklavenjägern nach Irland verschleppt, konnte er nach sechs Jahren zurück nach England fliehen. Aber der HERR rief ihn, in das Land seiner Knechtschaft zurück zu kehren.

In seinem Bekenntnis schrieb er später:

„Ich bezeuge in Wahrheit und im Jubel meines Herzens, vor Gott und seinen heiligen Engeln, dass ich außer dem Evangelium und seinen Verheißungen niemals irgendeinen Grund hatte, zu dem Volk zurückzukehren, dem ich vorher nur mit Mühe entkommen war.“

Vom heiligen Ignatius ist der Satz überliefert: „Die meisten Menschen ahnen nicht, was Gott aus ihnen machen könnte, wenn sie sich ihm nur zur Verfügung stellen würden.“

Aufrichtiges Beten hat viel damit zu tun, dass ich versuche mich zur Verfügung zu stellen:

"Hier bin ich, Herr. Mache mich zu einem Werkzeug Deines Heilswillens!"

Eine schöne geistliche Übung nicht nur für die Fastenzeit.

Ludger Joos SJ