2. Treffen in Sachen Interreligiöser Dialog bei Landrat Bernhard Reuter

Bereits zum zweiten Mal lud Landrat Bernhard Reuter ins Landratsamt um die neue Situation in Sachen Interreligiöser Dialog mit VertreterInnen der Religionen und Gemeinden auszuloten. Ursprünglicher Anlass war wohl die Flüchtlingskrise. Aber auch so geht die Zeit "religiöser Monokulturen" allmählich zu Ende. Immer öfters müssen unterschiedlich gläubige (und ungläubige!) Menschen zusammen leben lernen.- Für Sankt Michael besuchte Heitrud Ila Scholz das Treffen.

 Am Mittwochabend, dem 15. Februar, versammelten sich zum zweiten Mal auf Einladung des Landrats ca. 30 Menschen verschiedenster Konfessionen zum lebhaften Austausch. Die meisten Teilnehmenden waren schon beim ersten Mal anwesend, wir Neuen stellten uns nach einer herzlichen Begrüßung kurz vor. Auffallend war die relativ hohe Beteiligung muslimischer Mitbürger, wir Katholiken waren nur zu Dritt, wobei auch Probst Galluschke dazu gehörte. Zügig stiegen wir in die fünfgliedrige Tagesordnung ein.

  • Ad 1: Vorstellung, Vertiefung und Umsetzung des Themas „denkmal an schule“ an der Albanischule.

Die beiden ursprünglichen Referentinnen waren erkrankt bzw. in Chile, das Skypen klappte nicht ausreichend, daher übernahm Frau Strüing kurzerhand die Darstellung des interreligiösen Projektes für Grundschüler der 3. Klassen. 2011/12 wurde hierzu in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Amt für Denkmalpflege ein Leitfaden der Denkmalpflege entwickelt. Ein wesentlicher Grundsatz der Albanischule ist das gemeinsame Unterrichten aller Schüler im Religionsunterricht. Daher kommen alle Schülerinnen und Schüler der dritten Klassen in den Genuss, an diesem Projekt teilzunehmen. Erfahrungsgemäß sind gerade Kinder in diesem Alter offen für religiöse Fragestellungen und die Pädagogen hoffen, aufgrund des Projektes auch mehr Toleranz zwischen Verschiedengläubigen bzw. auch Nichtgläubigen zu erreichen. Insgesamt sieben Termine im Schulhalbjahr, davon fünf für Ausflüge in verschiedene Kirchen, die Synagoge und die DiTiB- Moschee, sind für das Projekt reserviert. Jeweils unter verschiedenen inhaltlichen und didaktischen Schwerpunkten wird sich den jeweiligen Glaubensrichtungen genähert. Beim Besuch von St. Michael spielen beispielsweise die Sinne eine große Rolle: „Kommt, seht, schmeckt…Die Kirche mit allen Sinnen“ heißt das Thema. Die Schüler lernen Weihrauch, Myrre, Öle etc. als typisch katholische Requisiten kennen. Die Durchführung des Projektes erfordert einen großen, logistischen Aufwand und Frau Strüing, der es sehr am Herzen liegt, befürchtet, dass es nach ihrer Pensionierung im nächsten Jahr nicht weitergeführt wird. Pastor Dr. Ohlemacher merkt an, dass das Projekt doch eventuell auf die 5. Klassen ausgedehnt werden könnte. Ländliche Schüler wären dann sowieso in der Stadt. Die Organisation der Besuche würde dann einfacher und käme einer Vielzahl von SchülerInnen zu gute. Allerdings gibt es aber auch Einschränkungen durch Mangel an ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die die Bauten zeigen könnten.  

  • Ad 2: Überlegungen zur Einrichtung einer neutralen Servicestelle zur Vernetzung und Vermittlung interreligiöser Belange

Pastor Dr. Ohlemacher befürwortet feste Ansprechpartner der jedweiligen Religion und eine Servicestelle, damit ein Netzwerk aufgebaut werden kann. Aus Gründen der Neutralität sollte die Servicestelle beim Landkreis angesiedelt sein. Die Ziele seien Dialog, Prävention und Zusammenleben. Die Ansprechpartner müssten damit einverstanden sein, namentlich im Internet auf der Web-Site des Landkreises, etwa unter „Dialog der Religionen“ aufgelistet zu werden. Darin sahen einige Anwesende ein Problem, da sie hasserfüllte Mails befürchteten. Probst Galluschke stellte seine Person direkt zur Verfügung, da er eh schon über eine große Internetpräsenz verfügt. Konkretere  Planungen wird Herr Sandiraz beim nächsten Treffen vorstellen.  

  • Ad 3: Planung eines gemeinsamen Begleitprogrammes für die Wanderausstellung „Religramme“ im Jahr 2018

Prof. Dr. Reinbold, Leiter des Hauses der Kulturen in Hannover, berichtet von der Wanderausstellung „Religramme“, die im Januar/Februar 2018 im Max-Planck-Gymnasium gezeigt werden soll und verteilte Ausstellungsflyer. 20 Menschen verschiedenster Religionen erzählen ihre Geschichte. Der Ausstellungsbesucher bekommt einen Einblick in ihr privates Umfeld und ihre Gebetshäuser. Aufgrund der sozialen Medien, kann dann ihre weitere Entwicklung verfolgt werden. In Göttingen übernimmt Frau Dr. Jain, Hochschulpfarrerin an der ESG, in Zusammenarbeit mit dem „Runden Tisch der Abrahamreligionen“, die Organisation des Rahmenprogramms und sucht weitere MitstreiterInnen. Schon jetzt kann man die Ausstellung im Internet anschauen. Am 10. März wird sie in Osterode um 17h eröffnet.  

  • Ad 4: Maßnahmen gegen Salafismus

Ein Vertreter von DiTiB in Northeim berichtet über ein von ihm initiiertes Projekt zur Prävention vor Salafismus. Es wurde bereits in Osnabrück, Osterode und Hann-Münden durchgeführt und er ist immer offen für neue Anfragen. Muslime aus Hann-Münden äußerten direkt Interesse. Der Northeimer möchte gerne ins Netzwerk bzw. den zu erstellenden Verteiler aufgenommen werden.  

  • Ad 5: Allgemeines

Frau Jürgenliemk von der jüdischen Gemeinde bittet die Anwesenden nach unterstützenden Argumenten, warum nach den jüngsten Vorfällen überhaupt noch mit der DiTiB zusammen. gearbeitet werden soll. Nach einer kurzen, teilweise kontroversen Diskussion bestand die einhellige Auffassung, in jedem Fall im Gespräch blieben zu müssen.  Am 26.2. findet um 11h in Güntersen ein interreligiöser Gottesdienst mit Beteiligung der jüdischen Gemeinde statt. Es soll ein Zeichen gegen das braune Gedankengut, das immer noch in Güntersen existiert, gesetzt werden. Alle sind herzlich eingeladen!

Ila Scholz