200 Jahre nach der Neugründung: Jesuiten erneuern vor Papst Gehorsamsversprechen

"Ite inflamate omnia!" - Franziskus I. entfacht wieder das originäre Feuer der Begeisterung bei den Jesuiten

 

Rom - Papst Franziskus hat in der römischen Kirche "Il Gesu" einen Vespergottesdienst zum Dank für die Wiederzulassung des Jesuitenordens vor 200 Jahren gefeiert. Vor mehreren hundert Jesuiten würdigte er Standhaftigkeit und Prinzipientreue des Ordens angesichts von Verfolgung und Vertreibung in der zweiten Hälfte des 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Anschließend erneuerten die anwesenden Ordensmitglieder vor dem Papst ihr Versprechen, unter dem Banner des Kreuzes für Gott Kriegsdienste leisten zu wollen, wie es das Gründungskokument des Jesuitenordens formuliert. Zum Schluss der Feier übergab Papst Franziskus dem derzeitigen Ordensgeneral Pater Adolfo Nicolás SJ das Evangeliar mit den Worten: "Geht in alle Welt und entzündet alles, indem ihr das Feuer des rettenden Evangeliums zu allen Menschen bringt."

Über 200 Jahre nach seiner ursprünglichen Errichtung war der Orden 1773 aufgelöst worden. Jahrzehntelang war der Orden zuvor Verfolgungen ausgesetzt, so der Papst, aber das Verhalten der Jesuiten und ihres damaligen Generaloberen Pater Lorenzo Ricci sei vorbildhaft gewesen: "In Zeiten von Not und Unruhe erhebt sich immer eine ganze Wolke von Zweifel und Leiden, und es ist nicht einfach, vorwärts zu gehen, den Weg weiter zu gehen. Schwierige Zeiten und Zeiten der Krise sind vor allem voller Versuchungen: stehen zu bleiben und Ideen zu debattieren, sich in Trostlosigkeit führen zu lassen, sich darauf zu konzentrieren, dass man verfolgt wird und nichts anderes zu sehen. Beim Lesen der Briefe von Pater Ricci ist mir etwas aufgefallen: er hatte die Fähigkeit, sich von diesen Versuchungen nicht fesseln zu lassen und hat in Zeiten der Not den Jesuiten eine Vision der Dinge gegeben, die sie noch mehr in der Spiritualität der Gesellschaft Jesu hat verwurzeln lassen."

Dies sei die Spiritualität des Dienstes für Jesus Christus zur größeren Ehre Gottes. Ein Jesuit sei jemand, der durch sein Verhalten nicht nur zeige, was er glaube, sondern auch, auf wen er in schwierigen Zeiten seine Hoffnung setze, so Papst Franziskus. "Es ist niemals die scheinbare Ruhe, die unser Herz beruhigt, sondern nur der echte Frieden, der eine Gabe Gottes ist... Nur die Unterscheidung des Willens Gottes errettet uns vor der wirklichen Entwurzelung, vor der 'Unterdrückung' des Herzens, also dem Egoismus, der Weltlichkeit, dem Verlust unseres Horizontes, unserer Hoffnung, die Jesus ist und die nur Jesus ist."

Die 1540 von Ignatius von Loyola gegründete "Gesellschaft Jesu" war 1773 von Clemens XIV. verboten worden. Schon seit ihrer Gründung hatten die Jesuiten Kontroversen ausgelöst, besonders im 18. Jahrhundert übten die Regierungen Portugals, Spaniens und Frankreichs Druck auf den Papst auf, den Orden aufzulösen. Papst Clemens musste diesem Druck schließlich nachgeben.
"Das Vertrauen wächst, wenn uns die Umstände zu Boden werfen. Für Pater Ricci und die Gesellschaft [Jesu] war es wichtig, dass sie bis zuletzt dem Geist ihrer Berufung treu waren, der größeren Ehre Gottes und der Rettung der Seelen. Die Gesellschaft [Jesu] ist bis zuletzt dem treu geblieben, für das sie gegründet war. Deswegen endet Pater Ricci mit einer Ermahnung, den Geist der Nächstenliebe lebendig zu halten, den Geist der Einheit, der Geduld, der evangelischen Einfachheit, der echten Freundschaft mit Gott. Alles Übrige ist Weltlichkeit."

Vierzig Jahre nach der Unterdrückung des Ordens wurde der Jesuitenorden 1814 durch Papst Pius VII. wieder errichtet. Der Papst war im September 1814 in die Jesuitenkirche il Gesù gekommen, um am dem Gründer Ignatius geweihten Altar die Messe zu feiern, etwa 100 alte Jesuiten waren damals dabei. Dieser Feier gedachte in Rom die Jesuiten um Papst Franziskus.

"Die von meinem Vorgänger Papst Pius VII. wiederhergestellte Gesellschaft [Jesu] bestand aus mutigen und demütigen Männern, sie gaben Zeugnis von der Hoffnung, der Liebe und von apostolischer Kreativität, der Kreativität des Geistes. Pius VII. schrieb, dass er die Gesellschaft [Jesu] wieder errichten wolle um 'auf angemessene Weise den geistlichen Bedürfnissen der christlichen Welt ohne Unterschied von Volk und Nation zu entsprechen'. Deswegen gab er den Jesuiten die Vollmacht, wieder 'eins zu sein in einem Leib'. Möge die Gesellschaft [Jesu] immer ein einziger Leib sein!"

(KNA/rv)