25 Jahre Mittagstisch Sankt Michael - Was machen die anderen?

Caritative Einrichtungen stellen sich vor - Ralf Reinke wird verabschiedet

 

Nachdem der Mittagstisch seine Arbeit vorgestellt hatte kamen jetzt die anderen Einrichtungen dran:

Moritz Wiethaup stellte mit einer PowerPoint kurz die Arbeit der Göttinger Tafel vor. Nach seinen Ausführungen finden sich immer mehr Flüchtlinge unter denen, die eine "Kundenkarte" kaufen, die zum "Einkauf" zum Nulltarif berechtigt. 356 Flüchtlinge, davon 244 Kinder sind unter den Kunden. Mit den neuen Räumen (Mauerstraße) habe man sich inzwischen arrangiert. 117 Ehrenamtliche machen mit, daneben viele Praktikanten und Ableistende von Sozialstunden. Freilich gibt es neben der Lebensmittelabgabe noch andere Dienste wie Rechtsbeistand, Bringdienste u.a. Pro Monat braucht die Tafel ca. 7800.- EURO, was durch Spenden u.a. reinkommen muss.

Esther Gulde von der Heilsarmee war die zweite Referentin. Sie und ihr Mann, sowie die kleinen Kinder arbeiten nicht nur im Wohnheim der Heilsarmee - sie wohnen auch dort! Allein das ist schon ein unschlagbares Zeugnis christlicher Einstellung, wie es sich die Heilsarmee mit ihrem Jahrhunderte alten Slogan Suppe - Seife - Selenheil auf die Fahne geschrieben hat. Seit 2013 haben auch Frauen die Möglichkeit zu übernachten. 14 Männer können dauerhaft dort wohnen sowie jetzt vier Frauen. Eigentlich sind die Plätze zur Überbrückung gedacht, aber für viele ist es das Zuhause geworden. Inzwischen bringen Flüchtlingskinder frischen Wind in das Haus - und neue Herausforderungen. Wichtig für die Finanzierung sei, so Frau Gulde, dass das Haus voll sei. Für diese Arbeit könne man auch nicht auf Ehrenamtliche zurückgreifen, sondern brauche es Hauptamtliche. Die Bewohner sind zwischen 35 und 80 Jahre alt - nebst den erwähnten Flüchtlingskindern! Neben dem Dach über dem Kopf sorgt die Heilsarmee Göttingen  für Behördengänge, eine Kleiderkammer, Waschen und Seelsorge, auch auf dem Friedhof. Die Festgenommenen in den Arrestzellen der Polizei dürfen auf ein Essenspaket hoffen.

Sieglinde Bulla stellte dann die Fachstelle für Sucht und Suchtprävention dar nebst dem dortigen Kontaktladen. Mit Sucht sind so unterschiedliche Dinge wie Alkohol, Glücksspiel oder Medikamente gemeint, aber auch alle anderen Arten von Drogen. In ihrer Einrichtung gibt es ein Frühstück und manchmal sogar ein Mittagessen. Aber man ist auch "ambulant" auf der Straße unterwegs, etwa an Szeneorten, darunter natürlich auch der Mittagstisch. Es gibt die Möglichkeit zu duschen oder auch Spritzen auszutauschen. Man kann im PC die Emails checken, die vorhandene Kleiderkammer angehen u.a.m.

Pastor Thomas Harms stellte die Straßensozialarbeit vor. Die Straso ist frisch umgezogen und wohnt jetzt in der Tilsiter Straße. Es gibt neue Strukturen! Wichtig ist für Pastor Harms, dass seine Arbeit nicht als "Prolungierung der Armut" verkannt wird - Applaus von allen anderen Einrichtungen! Hier hatte er einen nerv getroffen, der auch beim Festakt im Rathaus virulent sein sollte.

Den Vorstellungsreigen beendete dann Diakon Andreas Handzik vom Guten Hirten Hildesheim. Diese Einrichtung gibt pro Tag 40 - 140 essen aus - an 365 Tagen im Jahr! Das Essen kostet 50 Cents, aber am Geld soll ein Essen nie scheitern. Er stellt fest, dass Altersarmut zunimmt und ist etwas stolz, dass in seiner Einrichtung keine Bedürfnisprüfung vorgenommen wird. Es gibt ca. 100 Mitarbeiter, aber auch viele Praktikanten, Sozialstundenbüßler, sowie 6 Festangestellte.

Auffallend war, dass manche Einrichtungen gleiche Angebote zu haben scheinen. So bieten mehrere Einrichtungen Mittagessen oder Kleider an. Alle Einrichtungen betonen, dass es nicht nur um reine Sachleistungen und Service geht, sondern die Würde des Menschen vermittelt wird.

Dies war auch das Stichwort vom scheidenden langjährigen Leiter Ralf Reinke: Er sah sich nicht als Koch, nicht einmal als Sozialarbeiter angestellt, sondern als einer der den Menschen ihre Würde vermitteln wollte und auf die Respektierung eben dieser Würde bei anderen hinarbeiten wollte. Wolfgang Müller bedankte sich im Namen des ganzen MT bei R. Reinke für seinen langjährigen Dienst vor Ort!

Mit einen Kaffeetrinken und einer angebotenen Kirchenführung klang der sehr informative Nachmittag aus. Jetzt musste man schleunigst ins neue Rathaus zu "eigentlichen " Festakt....