Allerheiligen und Allerseelen

An Allerheiligen feiern katholische Christen auch und gerade die Heiligen, die nicht offiziell heiliggesprochen wurden und von denen man oft gar nicht weiß, ob und wie heilig sie waren. Denn die Schar der Heiligen ist ja nicht auf die "Zur Ehre der Altäre Erhobenen" beschränkt! Vermutlich handelt es sich dabei sogar nur um einen Bruchteil aller Heiligen. Nicht dabei ist die selbstlose Mutter oder der höfliche Milchmann, der rücksichtsvolle Student oder das freundliche Mädchen an der Kasse, der Vater mit Erziehungsurlaub und die rücksichtsvolle Chefin, u.v.a.

Der sehr gut besuchte Allerheiligenfestgottesdienst wurde von P. Hösl zelebriert. P. Schneider hielt die Predigt. Wegen eines gebrochenen Fußes muss der Superior der Jesuiten derzeit an einem Tischchen sitzen um von dort zu predigen. Er beleuchtete verschiedene Facetten des Festes Allerheiligen. Einerseits betont dieses Fest die Breite des Heiligkeitsbegriffs (gegen die Limitierung auf die spirituellen "Giganten"!), auf der anderen Seite ist es auch eine Heraus- und Aufforderung an jeden und jede nach Heiligkeit zu streben. Jeder und jede kann, ja soll heilig sein! Das bedeutet auch, dass ich mich hier oder da von "der Welt" abgrenzen muss, was manchmal schon eine kleine Portion Mut braucht.

Am Allerseelentag darauf gab die Choralschola Cantando Praedicare dem Gottesdienst sein Gepräge. Requiem aeterna dona eis domine, et lux perpetua luceat eis (Herr gib ihnen die ewige Ruhe und das immerwährende Licht leuchte ihnen) - mit diesen klassischem Gebet als Introitus - Antiphon begann der in Deutsch und Latein gefeierte Gottesdienst. Schon die uralten Gesänge vermitteln ein Stück Ewigkeit, ein sich Versenken in das Geheimnis des Allerseelentags. Qui seminant in lacrimis, in gaudio metent (Die mit Tränen säen, in Jubel werden sie ernten) - so lautet der Kehrvers des Tractus vor dem Evangelium, der guten Nachricht: Nach dem Tod findet nicht der Absturz ins Nichts statt, sondern der Sprung ins Leben.