Andreas Englisch plaudert aus dem vatikanischem Nähkästchen

Humorvolle Hintergrundinfos von drei Päpsten

 

 

Der Mann kann reden. Er braucht kein Konzeptpapier, sondern (nur) ein funktionierendes Mikro. Dann legt er los. Und das hat sich herumgesprochen! Der Vatikanjournalist Andreas Englisch plaudert in einer prallgefüllten Sankt Michaelskirche über seine Erfahrungen mit den Päpsten Johannes-Paul II, Benedikt XVI.

und Franziskus. In der ausgezeichnet laufenden Woche des Göttinger Literaturherbstes war dieser Abend ein weiterer Höhepunkt,

Eigentlich habe er in Italien nur Italienisch lernen wollen. Von Papst und Kirche hatte er keine Ahnung und an ihnen kein Interesse. Das sollte sich freilich ändern. Heute sieht sich als gläubigen Christen, der "versucht ein halbwegs anständiger Katholik zu sein".

Andreas Englisch mag Storys und kann diese auch bestens erzählen. Und manchmal sagt die eine oder andere Geschichte ja mehr über einen Papst aus als so manche Enzyklika. Und gleichzeitig ist die Kost wunderbar verdaulich. Dabei scheint der Journalist einen schier unversiegbaren Vorrat an Geschichten und Begebenheiten zu kennen. So sei das Essen im Gästehaus Martha-Maria, wo der Papst ja bekanntlich immer noch wohnt, das Schlechteste in ganz Rom: Konsequenz der Ansichten in Sachen Armut eines prominenten Mitbewohners... . Nur die Mozarella mit Tomaten sei richtig gut, aber die schnappten sich gleich immer die Bischöfe weg.

Besonders die Brüskierung vatikanischer Protokollfanatiker und besorgter Sicherheitsdienste bringt die Zuhörer mehrmals zum lachen. "Der Mann krempelt dort alles um! Der erklärt den totalen Krieg!", meinte Englisch, eine sicher kritische Vokabel benutzend.

Positiv kann gesagt werden: "Franziskus verkündet die Liebe und er zeigt sie auch!" In der Wahl seiner Gäste und Gesten, angefangen mit dem einfachen Buona Sera am Abend seiner Wahl.

Dem kommenden Jahr der Barmherzigkeitdürften wohl die Sünder positiv entgegen sehen. Nicht jedoch jeder Kurienmitarbeiter. Da hat doch so mancher Angst, dass die Barmherzigkeitsdämme reißen und in Beliebigkeit ausarten. Auf der anderen Seite hat eine Umfrage unter guten Katholiken ergeben, dass selbst unter diesen zwar 95% die katholischen Gesetze zur Sexualmoral kennen, aber auch diese nicht ernsthaft daran gehen diese im Leben umzusetzen.

Nach einer guten Stunde konnten die Zuhörer Fragen stellen, die der Referent kurz und knapp beantwortete. Etwa ob Papst Franziskus fit sei: "Mit dem würde ich mich jedenfalls nicht anlegen", so Englisch. Ob der neue Papst die Deutschen verändern könne? Der Journalist deutete ein vorsichtiges Ja an, meinte aber auch, dass das nicht von heute auf morgen gehen dürfte.

Der Abend war sehr kurzweilig. Andreas Englisch schafft es fromme Katholiken anzusprechen, mit einer lockeren Sprache, die aber gleichzeitig das Heilige nicht verrät, wie man es von Comedy-Stars kennt. Der traditionelle Katholik ist endlich mal nicht der letzte Hinterweltler, sondern hat einen coolen Typen an seiner Spitze. Die (katholische) Kirche hat nicht viele, die wie Andreas Englisch locker über die Kirche reden können, keine Mikrofonangst haben und positiv zu den Medien stehen. Deshalb ist er wichtig. Wichtiger als die, die ihm Flapsigkeit und Show vorwerfen, aber selber nicht (mehr) für die katholische Kirche trommeln können.

P. Manfred Hösl SJ