Anna-Lena Schick meldet sich aus FSJ - Jahr aus den USA

Neues aus dem Leben unserer Messdienerin als Volontärin in Übersee

 

 

Bericht 6 – JanuarTacoma, 24.03.2015

Liebe Unterstützer, Freunde, Verwandte und Bekannte,

Neujahr ist schon etwas her, aber ich hoffe, dass das Jahr bei allen gut gestartet und auch soweit so gut weiter gegangen ist.

Ausschlafen ist ein guter Start ins neue Jahr, vom Bett aus konnte ich den Sonnenaufgang hinter Mt. Rainier bewundern – Fotos gibt es leider keine, aber sie wären super gewesen, wenn ich die Speicherkarte in der Kamera gehabt hätte. Drei Stunden Skypen mit zuhause, dann mit dem ehemaligen IN VIA-Freiwilligen den Friedhof des Stammes der Puyallup besuchen. Dieser liegt auf einem Hügel, von dem man bei klarem Wetter Mt. Rainier im Nordosten, Tacomas Hafen im Norden, und die Skyline mit den Olympic Mountains im Hintergrund im Nordwesten sehen kann. Nachdem wir die Aussicht gebührend bewundert haben, sind wir einfach ein bisschen durch die Stadt gefahren, damit ich eine bessere Orientierung bekomme. Zum Sonnenuntergang haben wir mit einem geteilten Haselnussmocca (danke Christian), der nach Nutella geduftet und auch so geschmeckt hat, die Sicht auf den rot angestrahlten Mt. Rainier genossen.

Eine Woche nach meinem ersten Trip zum Mt. Rainier bin ich mit meiner Gastfamilie und Brittni nochmal hochgefahren. Diesmal war das Wetter super klar, sodass ich den Berg auch mal sehen konnte :D Nach einem Spaziergang durch den Schnee, bei dem das Ziel hauptsächlich war, nicht bis zu den Knien einzusinken, gab es Lunch: Jessie (meine Gastmutter) hat mir zu Ehren Brot bei der deutschen Bäckerei hier und Knäckebrot geholt, dazu Wurst, Käse und ganz viel Gemüse zum Knabbern. Da fühlt man sich doch gleich wie zuhause! Zum Schluss noch eine Schneeballschlacht, bis wir alle unsere Zehen und Finger nicht mehr spüren und ab ins eiskalte Auto und mit Decken einwickeln: Die Heizung ist kaputt. Zum Aufwärmen machen wir einen Halt bei einem Café, wo wir alle heißen Kakao trinken.

Das neue Mandat mit einer Vision für die nächsten 5 Jahre L'Arche Tahoma Hope ist fast fertig. Für den letzten Schritt wurde ein ganzer Samstag zum „Mandate Day“ erklärt und die gesamte Community versammelte sich, um über das Mandat zu reden. Alle Punkte wurden erklärt und mit Bildern veranschaulicht. Im nächsten Schritt wird in dann in mit der gesamten Gemeinschaft abgestimmt, ob das neue Mandat angenommen werden soll.

In regelmäßigen Intervallen (nach den ersten 4 Monaten und anschließend jedes Jahr) bekommt man als Assistant ein Feedback von Kollegen und Vorgesetzten ; dazu füllt man einen Fragebogen über die zu bewertende Person aus – wie geht er mit den Core Membern um, nimmt er seine Pflichten ernst, usw. Alle Fragebögen werden dann zusammengefasst und in einem Gespräch mit dem jeweiligen Assistant besprochen. Meine eigene Evaluation stand im Januar an, meine Haus- und Farmkollegen haben mich bewertet. Insgesamt kam glücklicherweise viel Positives bei raus und ich kam motiviert aus dem Meeting.

Generell wird hier sehr auf persönliche Entwicklung (personal growth) und Selbstreflektion geachtet, z.B. versammeln sich jeden Monat alle Assistants und Freiwilligen, um über ein bestimmtes Thema zu reflektieren und zu diskutieren. Da geht es dann z.B. um die eigene Spiritualität, Zugehörigkeit und wesentliche Beziehungen oder in welchen Situationen und unter welchen Bedingungen wir eine Führungsrolle einnehmen. Diese Runden werden „Formation“ genannt und die Farmfreiwilligen freuen sich immer, statt auf der Farm zu arbeiten mal mit den anderen Assistants zu plaudern.

Das ganze Jahr über haben wir Gruppen von Universitäten aus ganz USA zu Gast, die eine Woche freiwillig auf der Farm arbeiten und dabei L'Arche kennenlernen. So auch 6 Studenten der University of San Francisco, die mit frischer Energie jede Menge Pflanzen umgetopft haben. Aber auch andere Gruppen kommen regelmäßig zum Helfen, mal haben wir 40 Grundschüler da, mal eine ganze Papierfirma auf einem „field trip“ und mal den L'Arche-Club des Gymnasiums vor Ort. Ohne die ganzen Gruppen könnten wir auf der Farm längst nicht so viel erledigen, also danke an all die fleißigen Hände!! Es hat allerdings etwas gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte, dass die Helfer auch mich um Hilfe und Anweisung beten, obwohl ich doch selbst oft nicht genau weiß, was gerade Sache ist!

Außer der Arbeit auf der Farm und kleinen Radtouren zum Supermarkt beschränkt sich meine Bewegung auf In-der-Küche-zum-Radio-tanzen, Yoga in einem gemütlichen Yogastudio downtown, wo ich mit einer kleinen Gruppe von L'Arche jeden Monat die Muskeln lockere und entspanne und neuerdings Square Dancing. Jeden Sonntag gehe ich in die Anfängerklasse mit einigen anderen älteren Herrschaften. Neben dem Square Dance, der bei uns ziemlich gemütlich zugeht, sind die Pausen ein wesentlicher Bestandteil: Bei Kaffee und Keksen wird geplaudert und der neuste Klatsch ausgetauscht.

 

Da ich langsam mal planen muss, was ich nach dem Freiwilligendienst mache, habe ich bei einer Ergotherapeutin angefragt, ob ich ihr mal über die Schulter gucken kann. Dawn war zum Glück ganz enthusiastisch und wollte, dass ich gleich am nächsten Tag komme. Nach etwas mehr Planung war ich jetzt zweimal dort, bin mitgelaufen und habe mir alles erklären lassen. Es war schon ganz interessant, aber so ganz überzeugt bin ich nicht... Bin gespannt, was kommt!

Tagtäglich warten wir auf die Gutachter vom Staat, die jährlich der Einrichtung einen Besuch abstatten und sich das Haus und alle Unterlagen anschauen. Zur Vorbereitung auf mögliche Fragen und Interviews bekommen wir jede Woche ein Quiz zu den Regeln und Vorschriften.


So langsam wird mir auch mehr in Sachen Autos vertraut – ich darf inzwischen Nancys Van „the Beast“ fahren, ein recht großer Van, in dem Nancy im Rollstuhl vorne als Beifahrer sitzen kann, und bei Wegbeschreibungen wird der freeway, eine Art Autobahn, nicht mehr vermieden. Jetzt fehlt nur der der Farm Van, mit dem unsere Pflanzen zu den Wochenmärkten transportieren – mit Sitzen haben 12 Leute darin Platz!

Alles Liebe,
Anna Lena

Anna Lena Schick
c/o L'Arche Tahoma Hope Office
12303 36th Ave. East
Tacoma, WA 98446
USA