"Ausdrucksstarke Geste" - P. Fridolin Pflüger über den Papstbesuch auf der Insel Lesbos

Der erfahrene Flucht- und Flüchtlingsexperte kommt am 3. Mai nach Göttingen

 

 

Münster - Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst hält den Papst-Besuch auf der griechischen Insel Lesbos für eine "ausdrucksstarke Geste" mit klarer politischer Botschaft. In einem Gespräch mit der Wochenzeitung "Kirche+Leben" (Ausgabe vom 24.04.2016) beklagte Jesuitenpater Frido Pflüger, bei dem "Deal" der EU mit der Türkei gehe es "letztlich um eine Verschiebung von Tausenden". Papst Franziskus aber begebe sich auf Augenhöhe mit den einzelnen Flüchtlingen. "Da kommt das Schicksal von Menschen zum Tragen und nicht politisches Kalkül", sagte der Direktor des deutschen Jesuiten-Flüchtlingsdienstes.

Deutlich kritisierte er die Aussage von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland", angesichts des Flüchtlingsabkommens der EU mit der Türkei müsse man "jetzt einige Wochen ein paar harte Bilder aushalten". Demgegenüber, so Pflüger, zeige der Papst Bilder, die Flüchtlingskinder für ihn gemalt hatten und sage: "Es ist zum Heulen."

Fehlende politische Konsequenzen befürchtet

Zwar könne Franziskus nicht selber politische Entscheidungen treffen oder herbeiführen. "Er kann nur Zeichen setzen und Einsatz fordern - und selber einige Flüchtlinge mitnehmen", sagte Pflüger. Dass Franziskus drei muslimische Familien in seinem Flugzeug mit nach Rom reisen ließ, wertete Pflüger als "starkes Zeichen etwa Richtung Ungarn oder Polen, wo man meint, nur christliche Flüchtlinge aufnehmen zu können".

Gleichwohl bezweifelte der Direktor des deutschen Jesuiten-Flüchtlingsdienstes, dass die Papst-Reise zu politischen Konsequenzen führt. "Schon nach seinem Besuch auf Lampedusa 2013 wurden viele Tränen geweint, aber geschehen ist nichts. Dasselbe gilt für seine Rede im Europa-Parlament 2014." Es bewege sich kaum etwas, "stattdessen gibt es Abschottung".

Allerdings ist Pflüger davon überzeugt, dass sich viele Menschen die Forderung des Papstes zu eigen machen, sich mutiger für Flüchtlinge einzusetzen und Fluchtursachen zu bekämpfen. "Daran werden sie ihre Politiker messen", sagte der Jesuit.

Quelle: kirchensite.de, www.jesuiten.org

P. Fridolin Pflüger SJ wird am 3. Mai in Sankt Michael über die Gründe und Ursachen der Flüchtlingskrise weltweit und in Deutschland refrieren.