Das Geheimnis von Weihnachten sichtbar machen

Göttingen (kpg) – Sie gehört zu den größten und schönsten Weihnachtskrippen in und um Göttingen: Die Krippe der katholischen Citykirche St. Michael. Das Besondere: Die Krippe, die im Verlauf der Weihnachtszeit verschiedene Szenen zeigt, wird bereits zum ersten Adventssonntag aufgebaut und ist bis weit in den Januar hinein zu sehen.

In diesen Tagen ist es tagsüber deutlich voller als sonst in der Michaelskirche im Herzen von Göttingen. Familien mit Kindern, Touristen, Kindergartengruppen oder Schulklassen kommen in unregelmäßigen Abständen, manche schauen immer mal wieder in das Gotteshaus. „Es rentiert sich, mehrmals zu kommen“, sagt Pater Manfred Hösl, Pfarrer der Michaelsgemeinde. Denn die Krippe, die den ganzen Altarraum einnimmt, verändert sich mehrfach in diesen Wochen. Alles beginnt zum ersten Adventssonntag mit der Darstellung der Propheten, die auf die Ankunft des Messias hinweisen. Rund um den 6. Dezember werden sie von Bischof Nikolaus abgelöst. Im Augenblick können Besucher die „Volkszählung“ betrachten: Jene Szene, von der es im biblischen Lukasevangelium heißt: „In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. (…) Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.“ In Kürze wird das Bild wieder wechseln: Dann erzählt die Krippe in Etappen das Weihnachtsgeschehen nach: Die Herbergssuche, die Geburt Jesu und die Ankunft der Heiligen Drei Könige.

„Die ersten Krippen stammen aus einer Zeit, wo die Menschen nicht selbstverständlich lesen konnten“, weiß Pater Hösl. „Und da diente die Krippe einfach als Bilderevangelium, wo die Menschen sehen konnten, was in der Bibel stand, die ihnen selber verschlossen blieb.“ Diese Funktion, den Menschen das Geheimnis von Weihnachten durch eine szenische Darstellung sichtbar zu machen, habe sich bis heute erhalten, wenn auch aus anderen Gründen. „Maria, Josef und das Jesuskind erkennen sicher 98 Prozent der Menschen, aber bei den anderen Figuren wird das schon schwieriger. Der religiöse Grundwasserspiegel sinkt halt.“

In Details unterscheidet sich die Krippen aber auch vom biblischen Geschehen. „Die meisten Krippen haben Lokalkolorit“, so Hösl. So seien bayerische Krippen oft von einer Winterlandschaft umgeben, die Figuren asiatischer Krippen seien entsprechend ihres Kulturkreises gestaltet. „Das dient vor allem der Aktualisierung und der Identifikation mit dem Geschehen.“ Und das gilt auch für Krippe in der Michaelskirche. Denn wer an den Weihnachtstagen die Citykirche besucht und genau hinschaut, der wird unter den Hirten, die zur Krippe kommen, auch das Gänseliesel entdecken – als Symbol für alle Göttinger, die eingeladen sind, das Weihnachtsgeschehen mitzufeiern.

Die Citykirche St. Michael in der Kurzen Straße ist täglich bis ca. 20 Uhr geöffnet. Die Weihnachtskrippe wird voraussichtlich bis zum 22. Januar 2011 zu sehen sein.