Den Seelen geholfen: Ausstellung zu den Jesuiten im Eichsfeld

Zur Reformationsgeschichte gehören auch die Jesuiten!

Als die Jesuiten 1575 im Eichsfeld zu predigen begannen, stieg die Zahl der Messbesucher stark an. Eine Ausstellung in Heiligenstadt erinnert an den Orden, der nicht zwangsbekehren, sondern überzeugen wollte.

Seit jeher galten sie als brillante Rhetoriker, die die Menschen mit ihren Predigten erreichten, die Bildung der Jugend förderten, sogar das Theaterspiel als pädagogisches Element einbezogen. Dies alles war besonders hoch zu schätzen in einer Zeit, als es längst noch nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden konnte, des Lesens und Schreibens kundig zu sein: Die Jesuiten, anerkennend und fast ein wenig salopp bezeichnet als des Papstes Elitetruppe.

Fast zwei Jahrhunderte lang, 1575 beginnend und bis 1773, wirkten die Ordensmänner in ihrer Heiligenstädter Niederlassung. Hierher geholt hatte sie Daniel Brendel von Homburg, Kurfürst und Erzbischof von Mainz, der bei einer Eichsfeld-Visite im Jahre 1574 zur Kenntnis nehmen musste, dass die protestantische Lehre auch an seinen Eichsfelder Landeskindern nicht ohne Wirkung vorübergegangen ist. Er strebte deshalb an, mit dem Einsatz von Jesuitenpatern das zu erreichen, was heute unter dem Stichwort "Gegen-Reformation" bekannt ist. Ohne, so Dr. Torsten W. Müller, Leiter des Eichsfelder Heimatmuseums, eine Zwangsbekehrung vornehmen zu wollen.

"Gegen-Reformation - Die Jesuiten im Eichsfeld" lautet der Titel der am 2. März im Museum eröffneten Sonderausstellung, die länger als andere Expositionen bis zum 31. Dezember zu besichtigen ist. Sie ist dem Wirken der Jesuiten und ihrer Kirchenreform im Eichsfeld gewidmet und sucht ihresgleichen in einer Zeit zahlreicher "Luther-Ausstellungen" beziehungsweise Ausstellungen zum Thema "Reformation". Am Eröffnungsabend hob der Wissenschaftler die große Unterstützung der Stadtverwaltung sowie der Thüringer Staatskanzlei hervor. Der Freistaat trug mit einer fünfstelligen Summe zum Zustandekommen bei.

Zu den Leihgaben gehört beispielsweise aus der Forschungsbibliothek Gotha die sechste Auflage des ältesten Eichsfelder Gesangbuches vom Ende des 17. Jahrhunderts; sie gilt zugleich als die älteste Ausgabe, da die vorhergehenden nicht mehr vorhanden sind. Dr. Thomas A. Seidel, Reformationsbeauftragter der Thüringer Landesregierung, wertete in seiner Rede die Reformation nicht nur als ein kirchliches, sondern auch als ein kulturelles Ereignis. Von einem "Voneinander lernen" sprach er als evangelischer Theologe mit Blick auf die heute gelebte Ökumene.

Besonders interessant ist die Ausstellung auch deshalb, weil sie an historischer Stätte platziert ist. Denn das Eichsfelder Heimatmuseum in der Kollegiengasse 10 befindet sich im ehemaligen Jesuitenkolleg. "Die Jesuiten lebten nicht in Klöstern, sondern in Kollegien, in einer Art Wohngemeinschaft", erläutert Torsten W. Müller. Der Originalbau fiel dem großen Stadtbrand im Jahre 1739 zum Opfer; noch im selben Jahr wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. Im Jesuitenkolleg, dessen Mauern zugleich ein Gymnasium beherbergten, erhielten Schüler höhere Bildung. Auf dem Stundenplan standen unter anderen Grammatik des Lateinischen, Humanitas, Rhetorik, Physik, Mathematik, Ethik und Moraltheologie. Zu den Freizeitbetätigungen zählten Schultheater-Aufführungen und Wallfahrten.

Die Jesuiten widmeten sich im Eichsfeld zudem der Wiederbelebung der Wallfahrtstradition, gegen die sich Martin Luther gewandt hatte, dem Wiedererrichten von Bildstöcken und Wegkreuzen, dem Aufführen von sogenannten Mysterienspielen. Die Palmsonntagsprozession in Heiligenstadt geht auf jesuitisches Wirken zurück. Von Heiligenstadt aus gründeten die Ordensmänner Niederlassungen in Paderborn, Erfurt und Hildesheim. Bereits 1576 konnte der Chronist über die Tätigkeit der Jesuiten in Heiligenstadt vermerken: "Aber als die Unsrigen begannen zu predigen, und auch die Beichte zu hören, da wuchs die Zahl der Besucher und der Empfang der heiligen Sakramente gewaltig." "Den Seelen helfen" ist in der Ausstellung zu lesen: Leitwort der Jesuiten, der Gesellschaft Jesu, das zurückgeht auf den heiligen Ignatius von Loyola.

Von Christine Bose, erschienen in:

Katholische Wochenzeitung "Tag des Herrn" Jeweils donnerstags um 19.30 Uhr finden im Jugend- und Erwachsenenbildungshaus "Marcel Callo" in der Lindenallee 21, 37308 Heilbad Heiligenstadt Vorträge statt.

Am 30. März spricht um 19.30 Uhr im Jugend- und Erwachsenenbildungshaus "Marcel Callo" in der Lindenallee 21, 37308 Heilbad Heiligenstadt P. Dr. Niccolo Steiner SJ (Frankfurt/M.) zum Thema "Die Jesuiten. Ein Orden zur Erneuerung der Kirche."Am Sonntag, den 2. April wird P. Steiner dann in Sankt Michael im 11:30 Uhr Gottesdienst die dritte und letzte Fastenpredigt halten. Darin wird er Martin Luther und Ignatius von Loyola in den Blick nehmen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede ausloten.