Der Jesuitenorden hat einen neuen Heiligen: Peter Faber SJ (1506 - 1546)

Er gehörte zusammen mit Ignatius von Loyola und Franz Xaver zum Gründerkreis des Ordens

 

 

Kurzbiografie

Am 1. August 1546, wenige Monate nach Martin Luthers Tod, starb Peter Faber (Pierre Favre) in Rom. Er war der erste Jesuit, der deutschen Boden betreten hat. Zusammen mit Ignatius von Loyola (1491-1556) und Franz Xaver (1506-1552) gehörte er zu den drei bedeutendsten Persönlichkeiten in der kleinen Gruppe Pariser Studenten, aus der später die Gesellschaft Jesu entstand.

Peter Faber, am 13. April 1506 in Savoyen in der Nähe von Genf geboren, hat den größten Teil seines Lebens für das Wohl der Kirche in Deutschland eingesetzt. Er wirkte in Italien, Spanien und Deutschland, wo er 1544 zusammen mit Petrus Canisius die erste Jesuitenniederlassung in Köln gründete.

Peter Faber war überzeugt, dass die Reform der Kirche nur von innen heraus erfolgen konnte. Im Umgang mit Andersdenkenden und Andersgläubigen hat er stets den Dialog gesucht. Für Peter Faber bestand die katholische Reform im Wesentlichen im Wiederaufbau der Seelsorge, in der Erneuerung und Vertiefung des Glaubens. Mit den Exerzitien hatte er ein hervorragendes Instrument der Lebenserneuerung an der Hand. Er war ein begnadeter Seelsorger. Wohin er auch kam, wusste er die Menschen zu gewinnen. So liebenswürdig Faber auf der einen Seite war, so introvertiert und von Selbstzweifeln geplagt war er auf der anderen Seite.

Peter Faber war durch und durch ein innerlicher Mensch. Seine wichtigste Aufgabe sah er im geistlichen Gespräch und in der Seelenführung. Vor allem war ihm das Gebet sehr wichtig. Die Erfahrungen, die ihm Gott dabei schenkte, gingen mehr und mehr in seine tägliche Arbeit über. Und er fühlte sich in der Gemeinschaft der Engel und Heiligen geborgen. Für ihn war der Kosmos von Engeln belebt, die Gott dienten und darum häufig angerufen wurden.

Peter Faber hat uns mit seinem "Memoriale" sein geistliches Tagebuch hinterlassen, das ganz im Dienst der Seelenführung steht. Es zeigt ihn im Zwischen von Himmel und Erde, von Engeln und Menschen. Das "Memoriale" enthält neben einem kurzen autobiographischen Rückblick vor allem Gebetsprotokolle und Gebetsanregungen.


Peter Faber, Der „Reformpriester“

Peter Faber war allem ein „Reformpriester“, ein Priester, der sich in apostolischer Armut der Seelsorge, der Sakramentenspendung, der Predigt und der Christenlehre widmete. Es ging ihm dabei um eine doppelte Reform: um die Reform seines eigenen Lebens und um die Reform der Gläubigen. Er wollte die Glaubensspaltung durch eine innere Erneuerung der Kirche und nicht durch polemische Religionsgespräche mit den Reformatoren überwinden.

Die erste Aufgabe eines „Reformpriesters“ ist für Peter Faber die Neubelebung der Glaubenspraxis. Eine „Ausrottung der öffentlich Irrgläubigen“ führt seiner Meinung nach nicht zum Erfolg, sondern der Glaube muss ermutigt und bestärkt werden. Dabei muss beim Einzelnen angesetzt werden. Fabers Seelsorge ist gekennzeichnet durch den Mut, jeden ernst zu nehmen in seinem persönlichen Glauben und ihm authentische Glaubenserfahrung zuzutrauen.

Im Umgang mit Andersgläubigen mied Peter Faber ganz bewusst kirchliche Politik, kontroverstheologische Streitigkeiten lagen ihm fern. Ihm waren zwei Punkte wichtig: „Als Erstes muss, wer den Irrgläubigen unserer Zeit helfen will, zusehen, dass er ihnen viel Liebe entgegenbringt und dass er sie in Wahrheit liebt, indem er seinen Geist, von allen Überlegungen freimacht, die der Achtung vor ihnen abträglich sein könnten. Als Zweites müssen wir ihre Gunst zu gewinnen suchen, dass sie uns lieben und uns einen guten Platz in ihrem Geiste geben. Das geschieht, wenn man sich mit ihnen freundschaftlich über Dinge unterhält, die ihnen und uns gemeinsam sind, und sich vor allen Streitgesprächen hütet, wo einer den anderen herabzusetzen sucht. Zuerst nämlich müssen wir mit ihnen in den Dingen Umgang pflegen, die uns einen, und nicht in den anderen, wo eine Verschiedenheit der Auffassungen zutage tritt.“

Zitate aus dem „Memoriale“

Alle Texte von Dr. Rita Haub (Provinzialat der Jesuiten, München)

Stimmen aus dem Provinzialat der Deutschen Jesuiten

Rom/München – Die am 17. Dezember von Papst Franziskus in Rom bekannt gegebene Heiligsprechung von Peter Faber, einer der Gründungsväter des Jesuitenordens, ist für die Gesellschaft Jesu Anlass zu großer Freude und Dankbarkeit.

Der Provinzial der Deutschen Jesuiten, Stefan Kiechle SJ, verweist in diesem Zusammenhang auf die besondere Beziehung Peter Fabers für seine Heimatprovinz: „Für uns Jesuiten in Deutschland bedeutet diese Heiligsprechung sehr viel. Peter Faber ist aus dem Kreis der fünf Gefährten des Hl. Ignatius der erste Jesuit nach der Gründung des Ordens, der als theologischer Berater in das Land der Reformation gekommen ist.“ 

Seit Herbst 1540 war Peter Faber unter anderem bei den Religionsgesprächen in Worms, auf dem Reichstag in Regensburg sowie in Mainz und Köln tätig, wo sein Gedenktag am 2. August bis heute gefeiert wird. 

Peter Faber war aber nicht nur der erste Jesuit nördlich der Alpen, sondern hat bei seiner zweiten Mission in Speyer und am Rhein 1543 Petrus Canisius zunächst bei dessen Exerzitien und damit auf dem Weg in den Orden begleitet. Der 1925 heiliggesprochene Kirchenlehrer Petrus Canisius gilt zusammen mit Bonifatius als „Apostel Deutschlands“.

Peter Faber wird in den Biografien übereinstimmend wegen seiner Freundlichkeit, Bescheidenheit und Sensibilität gewürdigt. Provinzial Stefan Kiechle: „Für uns Jesuiten in Deutschland ist die Heiligsprechung von Peter Faber auch ein Signal mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017. Er hat im Gespräch mit Andersdenkenden und Andersgläubigen nie die Konfrontation gesucht. Dialog statt Verketzerung – das ist eine Ermutigung für alle, die sich für Einheit und Versöhnung in der Kirche engagieren.“

Zeittafel

13. April 1506 Geburt in Le Villaret (Savoyen)

1517 - 1525 Lateinschule in La Roche (Savoyen)

September 1525 Eintritt in das Kolleg Saint-Barbe in Paris (zusammen mit Franz Xaver)

September 1529 Eintritt des Ignatius von Loyola in das Kolleg Saint-Barbe; Stubengenosse von Peter Faber und Franz Xaver

30. Mai 1534 Priesterweihe

15. August 1534 Gelübde auf dem Montmartre

3. Oktober 1536 Magister Artium

Frühjahr 1539 Beratungen über die Gründung der Gesellschaft Jesu

Juni 1539 Gründung der „Bruderschaft vom Heiligen Namen Jesu“ in Parma

24. Oktober 1540 beim Religionsgespräch von Worms

23. Februar 1541 beim Reichstag von Regensburg

9. Juli 1541 Ordensprofess

15. Juni 1542 Beginn des „Memoriale“

Ende April 1543 Aufnahme des Petrus Canisius in die Gesellschaft Jesu

24. Januar 1544 Gründung der ersten Jesuitenniederlassung in Deutschland: Köln

1. August 1546 Tod nach einwöchiger Krankheit in Rom

1. September 1872 Seligsprechung durch Papst Pius IX.