Der Journalist Ulrich Sahm berichtet über aktuelle Entwicklungen in Israel

Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit lud in den Gemeindesaal ein

Im Nahen Osten ist eigentlich immer was los. Deswegen ist er ein Eldorado für die Spezies Journalist. Ulrich W. Sahm ist dies seit langem. Und so gab es am Montagabend Informationen aus erster Hand.

Der Referent saß betont locker auf dem Tisch vor dem prall gefüllten Auditorium des Gemeindesaals. Er sprach frei, ohne Manuskript. Wie brisant sein Vortrag war zeigte sich schon daran, dass schnell Zwischenfragen aufkamen, die der Referent zuerst gleich zu beantworten versuchte. Aber schließlich nahmen die Fragen so über Hand, dass man gemeinsam beschloss den Redner erst einmal seine Gedanken vortragen zu lassen und dann Fragen zuzulassen.

Themen, die angeschnitten wurden, waren u.a.: Hat Israel die Atombombe? Hier verwies Sahm auf die offizielle Politik Israels, hier weder zu bestätigen noch zu dementieren. Tatsache ist, dass praktisch alle Länder davon ausgehen, dass Israel die Atombome hat, obgleich es noch nie einen Atomversuch o.ä. unternommen hat.

Beim Blick auf den arabischen Frühling hält sich Israel traditionell zurück mit Stellungnahmen. Man möchte keiner Seite einen Vorwand liefern. So hart Assad, Mubarak u.a. auch immer gewesen waren, so hielten alle doch an einem bestimmten Punkt die rote Linie ein, so dass es seit 1973 in Nahost keinen wirklichen Krieg mehr gab, weil jeder wusste, dass er keinen Vorteil daraus ziehen würde. Es bleibt abzuwarten, wie sich die neuen Regierungen in den arabischen Staaten letztlich gegenüber Israel positionieren werden.

In Israel selbst ist seit vielen Jahren zum ersten Mal die Außenpolitik in den Hintergrund getreten, so dass bei den letzten Knessetwahlen wirtschaftliche und soziale Themen den Ausschlag gaben. Auch die Frage, ob nicht die Ultraorthodoxen (Haredim) zum Armeedienst eingezogen werden sollten wurde angeschnitten. Hintergrund ist: Die ultraorthodoxen Talmudschüler sind vom Armeedienst befreit, wenn sie gleichsam 24 Stunden Torah studieren. Deswegen können sie aber auch keiner Arbeit nachgehen, was wiederum dazu führt, dass sie von Sozialtöpfen ernährt werden müssen, was wieder zu Protesten der Säkularen führt und zum Vorwurf des Parasitentums.

Noch viele weitere Fragen wurden angeschnitten. U. Sahms konnte letztlich nur auf einen Teil kurz eingehen. Der Nahe Osten ist nicht nur ein Eldorado für Journalisten, sondern auch für ein politisch interessiertes Publikum...