DIES der pastoralen MitarbeiterInnen zum Thema "Altenseelsorge"

Beatrix Michels informiert über die Situation in Göttingen

Jeden Monat treffen sich die SeelsorgerInnen des Dekanats zum "Dies", d.h. zu einem Tag, an dem man sich über die Arbeit der katholischen Einrichtungen austauscht. Schon seit einigen Monaten stellen dabei die einzelnen MitarbeiterInnen ihre Werke vor. Heute war Beatrix Michels dran. Sie ist Leiterin der Altenheimseelsorge und brachte die KollegInnen auf den aktuellen Stand in Sachen AH-Seelsorge.

Demnach werden Menschen heute durchschnittlich bis zu 20 Jahre älter als früher. Neben den positiven Seiten dieser Entwicklung bedeutet dies natürlich auch mehr Pflegebedürftigkeit, Multimorbilität und Zunahme von Demenzerkrankungen. Gleichzeitig aber wollen die Alten heute so lange es geht unabhängig bleiben, nicht am Tropf von Angehörigen oder Pflegepersonal hängen, so dass man den Schritt ins Altenheim - neben der finanziellen Belastung - so spät wie möglich wagt. Das führt wiederum dazu, dass dann "Gemeindeleben" nur schwer möglich ist. Kein Wunder, dass der neue offizielle Ausdruck statt Altenheim demnächst Altenpflegeheim lauten dürfte, so Beatrix Michels.

Viele Alte haben große Ängste und fühlen sich einsam. Faktisch kommt man oft zum Sterben ins AH - statistisch sterben pro Jahr ein Drittel der Bewohner eines AKHs. Während die Zahl der Pflegekräfte stark zurückgeht steigen die Ansprüche und Standards.

Leider gibt es in immer weniger Gemeinden Besuchsdienste im klassischen Stil. Die Konfessionsfrage wird immer unwichtiger. Deshalb sind die Gottesdienste heute weitgehend ökumenisch ausgerichtet, schon allein deshalb um Kräfte zu bündeln. Mittlerweile ist es gelungen in 9 der 15 Göttinger AHs AndachtsleiterInnen zu senden, so dass hoffentlich schon bald in allen Göttinger Heimen (und im Landkreis?) Gottesdienst gefeiert werden kann. So wurden ja am vergangenen Sonntag in Sankt Michael 10 Andachstleiter neu entsandt - Tendenz pro Jahr steigend!

Bei den Gottesdiensten muss man neu lernen sich auf die Alten einzustellen. Oft funktionieren die Sinne wie Gehör oder Augen nur noch eingeschränkt. Frau Michel bietet auch spezielle Gottesdienste für Demenzkranke an, die ihr große Freude machen und ihr - der Seelsorgerin! - große Kraft geben. Da das Gesangbuch schon zu schwer ist behilft man sich mit laminierten Liedblättern in Großdruck. Die neue Situation (immer mehr, immer älter...) verlangt neue Lösungen. So etwa in Sachen Trauer. Während man früher Todesfälle sang und klanglos via Keller in die Pathologie entsorgte, feiert man heute verstärkt Trauerrituale für die Bewohner, denn für diese ist die Aussegnung oft der einzige und letzte Abschied vom Mitbewohner.

Laut Beatrix Michels gibt es in Göttingen derzeit 15 Altenheime und in all diesen Häusern gibt es Ansprechpartner in Sachen Seelsorge. Ihr Ziel ist es korrespondierend Seelsorgebeauftragte in den Gemeinden zu organisieren, damit eine stärkere Vernetzung greifen kann - eines der wichtigsten Ziele von Frau Michels. So arbeitet sie selbstverständlich bei NFAG mit. Leider stehen den großen Zielen der Seelsorge nur sehr bescheidene finanzielle Mittel gegenüber. Immerhin haben aber alle Beteiligten erkannt, dass Seelsorge wichtig ist. Beim Pflegepersonal werden Besucher heute nicht mehr nur gedulded, sondern geschätzt. Dies war auch das Fazit des Vortrags: Am meisten hilft eine wertschätzende und anerkennende Haltung bei den Mitwirkenden.

Nach einer kurzen Pause kam es zu Regularien und kleineren TOPs. Der "Hammer" - so Dechant Wigbert Schwarze in seiner Einleitung - war dabei die Ankündigung von Gefängnisseelsorger Werner Hohmann Göttingen zu verlassen und in Koblenz eine leitende Tätigkeit im Direktorium eines größeren Ordenskrankenhauses zu übernehmen. Die Nachricht wurde sichtlich geschockt aufgenommen, so sehr man den Schritt von Mechthild und Werner Hohmann verstehen kann. Jetzt hoffen alle, dass die wertvolle Arbeit im Gefängnis eine gute Fortsetzung findet und den Hohmanns der Neustart in ihren Arbeitsfeldern nach 26 Jahren Tätigkeit im Bistum Hildesheim gut gelingt. - Mit weiteren, eher kleineren Punkten klang der informative Dies mit dem Engel des Herrn zur Mittagsstunde aus.