Dunkle Flecken auf weißer Soutane?

Zur Kritik einzelner Medien am neuen Papst Franziskus

Kaum war Jorge Mario Bergoglio zum Papst gewählt worden, konnte man in Medien wie SPIEGEL-Online oder dem ZDF u.a. lesen, dass der neue Papst einen „dunklen Fleck“ auf seiner weißen Soutane habe. Angespielt wird dabei auf seine Zeit als Provinzial der Jesuiten in Argentinien zur Zeit der Militärdiktatur. Dabei wird ihm der Vorwurf gemacht, er habe Mitbrüder nicht ausreichend geschützt oder habe sie sogar verraten. Immer wieder wird dabei einer der beiden Mitbrüder, P. Franz Jalicz SJ, genannt – der andere in diesem Zusammenhang genannte Jesuit ist bereits verstorben.

P. Franz Jalicz SJ ist gebürtiger Ungar, gehört aber zur deutschen Jesuitenprovinz. Seine Familie lebt über die ganze Welt verstreut. Er war lange Leiter eines von ihm gegründeten Exerzitienhauses in Gries (Oberfranken). Für ganze Generationen von Jesuiten war er geistiger Ziehvater. Er ist Verfasser zahlreicher Bücher. In einem dieser Bücher, seinem Bestseller Kontemplative Exerzitien (bereits in 12. Auflage erschienen!), nimmt er auch kurz Bezug auf seine Erfahrungen in Argentinien und mit dem damaligen Provinzial P. Bergoglio SJ.

Im Zusammenhang mit der Wahl von Jorge Mario Bergoglio SJ zum neuen Papst Franziskus hat P. Franz Jalicz SJ eine Erklärung abgeben, die wir hier im Wortlaut (Quelle: Homepage der Jesuiten, www.jesuiten.org) abdrucken:

Erklärung von Pater Franz Jalics SJ

Seit 1957 lebte ich in Buenos Aires. Im Jahre 1974, vom inneren Wunsch bewegt das Evangelium zu leben und auf die schreckliche Armut aufmerksam zu machen, und mit der Erlaubnis von Erzbischof Aramburu und den damaligen Provinzial P. Jorge Mario Bergoglio bin ich gemeinsam mit einen Mitbruder in eine „Favela“, ein Elendsviertel der Stadt, gezogen. Von dort aus haben wir unsere Lehrtätigkeit an der Universität fortgesetzt.

In der damaligen bürgerkriegsähnlichen Situation wurden von der Militärjunta binnen ein bis zwei Jahren ungefähr 30.000 Menschen, linksgerichtete Guerillas wie auch unschuldige Zivilisten, umgebracht. Wir zwei im Elendsviertel hatten weder mit der Junta noch mit den Guerilla Kontakt. Durch den damaligen Informationsmangel bedingt und durch gezielte Fehlinformationen war jedoch unsere Lage auch innerkirchlich missverständlich. In dieser Zeit haben wir die Verbindung zu einem unserer Laienmitarbeiter verloren, als die Person sich den Guerillas angeschlossen hatte. Nachdem er neun Monate später von den Soldaten der Junta gefangengenommen und verhört wurde, haben diese erfahren, dass er mit uns in Verbindung stand. In der Annahme, dass auch wir mit den Guerilla zu tun haben, wurden wir verhaftet. Nach einem fünftägigen Verhör hat uns der Offizier, der die Befragung geleitet hat, mit diesen Worten entlassen: „Patres, Sie hatten keine Schuld. Ich werde dafür sorgen, dass Sie ins Armenviertel zurückkehren können.“ Dieser Zusage zum Trotz wurden wir dann, auf eine für uns unerklärliche Weise fünf Monate lang mit verbundenen Augen und gefesselt in Haft gehalten. Ich kann keine Stellung zur Rolle von P. Bergoglio in diesen Vorgängen nehmen.

Nach unserer Befreiung habe ich Argentinien verlassen. Erst Jahre später hatten wir die Gelegenheit mit P. Bergoglio, der inzwischen zum Erzbischof von Buenos Aires ernannt worden war, die Geschehnisse zu besprechen. Danach haben wir gemeinsam öffentlich Messe gefeiert und wir haben uns feierlich umarmt. Ich bin mit den Geschehnissen versöhnt und betrachte sie meinerseits als abgeschlossen.

Ich wünsche Papst Franziskus Gottes reichen Segen für sein Amt.

P. Franz Jalics SJ
15. März 2013