Edith Stein: ihre Studentenzeit in Göttingen (1913-1916)

Reisegruppe aus der Edith-Stein-Pfarrei aus Trier zu Gast in Göttingen

 

 

 

 

Die Kirchengemeinde Hl. Edith Stein aus Trier hatte sich heute auf den Weg nach Göttingen gemacht. Es war ihre erste Station auf ihrer einwöchigen Pilgerreise nach Polen auf den Spuren ihrer Kirchenpatronin. Sie ersuchte Heiner Willen vom  Edith-Stein-Kreis nach einer Edith-Stein-Führung, und da die Gruppe mit knapp 50 TeilnehmerInnen ziehmlich groß war, wurde sie einfach in 2 Gruppen aufgeteilt. Eine zog mit Heiner Willen durch die Stadt, die andere schloss sich Mechthild José-Thumbeck an. Gut zu Fuß waren alle. Das war auch notwendig bei dem straffen Programm und den Wegen, die zurückgelegt wurden.

Von der St. Michaelskirche ging es durch die Lange Geismarstraße zum Wohnsitz Edith Steins während Ihres ersten Jahres in Göttingen. Just läuteten die Glocken der St. Albanikirche, wie damals, als Edith Stein hier wohnte. Sie nahm die Glocken wahr, konnte damit aber (noch) nicht viel anfangen. An St. Albani wurde ihre Freundschaft zu der Familie Reinach erläutert, die sich in St. Albani erst lutherisch taufen ließen. Und die Edith Stein sehr beeindruckte. Die Standfestigkeit und der unerschütterliche Glaube der jungen Frau Reinach, mit der sie auf den Tod ihres Mannes reagierte, der im 1. Weltkrieg gefallen war. Aus seiner Bibliothek griff Edith Stein "zufällig" ein Buch, um es auf ihrer Heimfahrt nach der Beerdigung zu lesen. Es handelte sich um die Autobiographie der Hl. Teresa von Avila. In einem Zug las sie das Buch zu Ende und wußte: das ist die Wahrheit und ich lasse mich katholisch taufen und werde Karmelitin. Bis dahin aber war es noch ein weiter, mühevoller Weg.

Der Rundweg der Pilgergruppe aus Trier setzte sich fort von St. Albani zur Aula am Wilhelmsplatz mit dem historischen Karzer, weiter gings zu einer der ältesten Weinstube Deutschland, der so genannten "Junkernschänke". Dort traf man sich zu Edith Steins Zeiten am Abend zu einem Schoppen Wein und philosophierte munter weiter. Vorbei an St. Jacobi und der Reformierten Kirche ging es zum Auditorium und danach zum ehemaligen Philosophischen Seminar am Nikolausberger Weg. Dort wurde das erklärt, was die Philosophen unter Phänomenologie verstehen, ist aber auch nicht so ganz einfach zu verstehen. Und es ging um die Frauenfrage, auch das trieb eine Eidth Stein um. Was schon einmal in Vergessenheit gerät. Sie war nämlich der Ansicht: "Es gibt keinen Beruf, der nicht von einer Frau ausgeübt werden könnte." Ab hier trat man schon den Rückweg an: ein Stück durch den Alten Botanischen Garten, weg vom Straßenlärm, dafür viel Grünes und buntes Herbstlaub. Kommentar der Trierer: Schade, dass wir so etwas nicht haben. Dann einmal längs durch die gesamte Fußgängerzone mit kleinem Zwischenstop vor dem Café Cron & Lanz. Hier konnte man einen Blick auf die Speisekarte werfen und sich vergewissern, dass auch Edith Stein aus Anlass des Bestehens ihres Examens sich tüchtig bei Kaffee und Kuchen gestärkt hatte. Und schon war man nach genau 2 Stunden wieder in Sankt Michael angekommen.

Nicht nur die Gäste haben an diesem Nachmittag viel neues kennengelernt. Umgekehrt erfuhren die beiden "Stadtführer" zwischen den einzelnen Stationen auch einiges über die Großpfarrei Hl. Edith Stein zu Trier. Die besteht nämlich erst seit dem 1. Januar 2012 und ist eine Neugründung aus 4 verschiedenen Pfarreiengemeinschaften. Eine Pfarrei mit 12.000 Katholiken, da kann man nun wirklich von einer Großpfarrei sprechen. Solche einmal im Jahr stattfindende Pilgereise dient auch dazu, sich aus den ehemals selbstständigen Pfarreien besser kennen zu lernen. Ein toller Ansatz, der Mut macht.