Eine Kirche wie im ersten Jahrhundert - Bischof John Thomas erzählt

Bischof John Thomas Kattrukudiyil berichtete vom Leben frisch zum Christusglauben gekommener Stammesvölker am Fuße des Himalaya.  

Bis vor ein paar Jahrzehnten war es von der indischen Regierung untersagt, das Gebiet im nordöstlichen Bundesstaat Arunachal Pradesh überhaupt zu betreten. Die Gegend galt als gefährlich, denn die Menschen lebten so abgeschieden, dass keine staatliche Sicherheitsorgane für Recht oder Gesetz sorgen konnten.

Die Einheimischen sind geprägt von einer uralten Kultur, die Götter und Dämonen kennt - aber auch Lynchjustiz und Polygamie. Kinder werden von ihren Eltern verheiratet. Wenn ein Mann dann zwei, drei oder mehr Frauen hat, muss er ein entsprechend großes Haus bauen, in dem jede Frau eine eigene Feuerstelle unterhält. Hintergrund ist der Männermangel, der oft eine Folge von Familienfeden ist.

Mit dem Einreiseverbot wollte die indische Regierung auch verhindern, dass Geschäftsleute die indigene Bevölkerung ausbeuten. Leider geschieht das trotzdem. Der Kohlehunger Indiens treibt Spekulanten in die letzten Winkel des Landes und viele indigene Männer, Frauen und auch Kinder arbeiten unter unmenschlichen Bedingungen im Kohleabbau. Auch Menschenhandel ist üblich.

Inzwischen dürfen christliche Missionare einreisen, sofern sie eine jährlich zu erneuernde Aufenthaltsgenehmigung haben. Seit 2005 ist Bischof John an der Spitze einer der erst in diesen Jahren errichteten Diözese geworden.

Die Kirche ist präsent mit wenigen Priestern und einigen Schwestern, die zu Fuß die Dörfer besuchen, die Leute medizinische versorgen und die Eltern ermutigen, ihre Kinder auf die Schule zu schicken. Jede Pfarrei hat eine eigene Schule. Das staatliche Schulsystem funktioniert nicht. In jedem Dorf gibt es einen ehrenamtlichen, der für ein paar Jahre dafür sorgt, dass die Menschen sich zum Gebet versammeln können und dass die Verstorbenen begraben werden.  

Missio unterstützt die Arbeit, die große Frucht bringt. Sehr viele junge Leute lassen sich und ihre Kinder taufen und bauen mit an einer erneuerten Kultur, in der das Evangelium einen festen Platz hat und vor allem Bildung, die Zukunftschancen eröffnet.

Die ökonomischen Probleme sind nicht zu übersehen. Aber es gibt eine Perspektive und das macht Mut. Am 27. Oktober ist Missionssonntag. In allen katholischen Kirchen wird an diesem Tag für die Arbeit der Kirche in diesen und vergleichbaren Gebieten gesammelt.

Auf dem letzten Bild ist neben Bischof John auch Georg Poddig zu sehen. Er arbeitet für die Diözesanstelle Weltkirche in Hildesheim und begleitete den Bischof durch unser Bistum.