Exkursion zur CELLA ST. BENEDIKT im Rahmen der Innensanierung

Bauausschuss zu Gast in einer Kirche, die vom Architektenbüro Soan gestaltet wurde

Der Bauausschuss folgte am Sonnabend, den 9. Februar 2013 einer Einladung in die Cella Sankt Benedikt in Hannover. Die Cella ist ein Stadtkloster in der Innenstadt der Landeshauptstadt, in der fünf bis sechs Mönche der Benediktiner- Abtei Königsmünster in Meschede eine klösterlich- städtische Lebensform nach den Regeln Benedikts von Nursia verwirklichen.

Die Gemeinschaft, die in dieser Form seit 25 Jahren in Hannover besteht und am Sonntag, den 10. Februar das Jubiläum feiert, hat vor etwa fünf Jahren eine außergewöhnliche Hauskirche gestaltet („von einer Kapelle zu einer Hauskirche“), die der Bauausschuss mit großem Interesse besichtigte, da die Gestaltung durch das Architekturbüro durchgeführt worden war, das beim Ideen- und Realisierungswettbewerb für St. Michael den ersten Preis gewonnen hatte. Im Gemeindebus, sicher gelenkt von Herrn Krüger, waren außerdem mit dabei: Frau Kuß, Herr Schmoll, Pater Schneider in Vertretung von Pater Hösl, der durch wichtige Gemeindearbeit in Göttingen unabkömmlich war, sowie der Vorsitzende des Bauausschusses. Die Führung in der Cella übernahm in kompetenter, überzeugender und sehr freundlicher Weise Bruder Karl-Leo, dem an dieser Stelle herzlich für sein Engagement und die Gastfreundschaft der Ordensgemeinschaft gedankt sei.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Der Sakralraum ist die Hauskirche einer klösterlichen Gemeinschaft und keine Gemeindekirche. Die Kirche hat einen abgewinkelten Grundriss, da sie in ein bestehendes Wohnhaus in der Hannoverschen Oststadt integriert wurde. Vor dem Umbau vor fünf Jahren war die damalige Hauskapelle deutlich kleiner. Bei der Grundsanierung wurde der Fußboden teilweise um 0,6 m abgesenkt und im Kreuzungspunkt der beiden Längsräume ein Deckendurchbruch in das erste Obergeschoss eingebracht. Dadurch kann die Kirche fast ebenerdig von der Straße aus betreten werden; der Deckendurchbruch ergibt ein angenehmes Raumgefühl und vermeidet eine drückende Decke.

Besondere Gestaltungselemente sind die Alabasterwände, die aus quadratischen Alabasterscheiben zusammengesetzt, auf ein tragendes Glas aufgezogen sind und die die besondere Atmosphäre des Raumes prägen. Unregelmäßige, farblich rot-braune Einschlüsse im Alabaster ergeben eine warme, sehr elegante Wirkung, die je nach Belichtung verändert werden kann. Eine Fußbodenheizung, die den Basaltfußboden angenehm erwärmt, unterstützt den warmen Charakter und ist ein erheblicher Wohlfühlfaktor.

Ein besonderes Gestaltungselement ist das leuchtende, gleichschenklige Scheibenkreuz aus Damaszenerstahl, das in seiner Farblichkeit einen Kontrast zum Raum darstellt. Auch die anderen Prinzipalstücke wie z. B. der Tabernakel überzeugen in dieser Hauskirche mit außergewöhnlich eleganten Formen und farblichen Hervorhebungen. Der Altarblock besteht ebenfalls aus aufgezogenen Alabasterscheiben und ist ganz dezent – kaum merkbar - von innen beleuchtet.

In dem als Hauskirche konzipierten Sakralbau ist keine feste Bestuhlung vorgesehen. Elegante, sehr schmale, leichte, aber trotzdem stabile Klappstühle können flexibel verwendet werden und verschwinden - falls nicht benötigt- in einem kleinen Schrankteil in dem auf einer Breite von zwei mal 0,6 m 100 Stühle verstaut werden können.

Die Gastfreundschaft der Mönche erlaubte im Anschluss an die Besichtigung die Nutzung des Refektoriums als Besprechungsraum, wo bei Kaffee und Kuchen wichtige Punkte mit Herrn Hülsmann, einem der Architekten des Architektenbüros Soan, besprochen werden konnten. Wie bekannt, ist das Architekturbüro Soan damit beauftragt, einen Entwurf und ein aussagekräftiges Modell für die Innenrenovierung der Kirche Sankt Michael zu erstellen, das möglichst bald der Gemeinde vorgestellt werden kann. Wichtige Punkte waren: Verwendung der vorhandenen Prinzipalstücke, Fußbodenabsenkung im Kirchenschiff, variables Bestuhlungskonzept und Gestaltung des hinteren Kirchenschiffes einschließlich Orgelprospekt und Haupteingang. Betont wurde dabei von den VertreterInnen der Gemeinde die Nutzung der Kirche als Gemeindekirche in Abgrenzung zu der Hauskirche der Benediktiner in Hannover.

Nach der Besprechung durften wir an der abendlichen Vesper der Mönche teilnehmen. Die Vesper wurde mit fünf Mönchen und ca. 20 weiteren Besuchern aus der Großstadt Hannover gefeiert. Die Anwesenden saßen sich dabei auf den Wandbänken mit einem Abstand von ca. 5 m gegenüber. Insgesamt ein feierlicher Abschluss eines informativen Nachmittags in einem Stadtkloster. Die Mönche schlossen in ihre Fürbitten unsere Gemeinde Sankt Michael mit ein und dachten dabei sicher auch an den schwierigen Findungsprozess bei einer umfassenden Innensanierung einer Gemeindekirche, der für alle Beteiligten eine große Herausforderung darstellt.


Prof. Dr. Wolfgang Müller, Vorsitzender des Bauausschusses SAMIKI