Glaubenskurs im Benediktinerinnenkloster Marienrode

Menschen, die erwägen in die Katholische Kirche einzutreten, haben oft Fragen, die im Alltag zu kurz kommen. Jedes Jahr bietet ein Team um Pater Schneider für sie einen Glaubenskurs  an. Und jedes Jahr ist der Klosteraufenthalt in Marienrode ein Highlight. Hier der Bericht eines Teilnehmers.

Am 15. Februar 2019 machte sich eine kleine, bunt gemischte Gruppe aus dem diesjährigen Glaubenskurs auf den Weg zum Benediktinerkloster Marienrode, um ihren Glauben und das Gebet neu zu entdecken, in klösterliches Leben einzutauchen und das Christentum besser kennen zu lernen. Die meisten unserer Gruppenmitglieder haben durchaus einen christlichen Hintergrund und sind überwiegend evangelische Konvertiten. Eine weitere Teilnehmerin trägt sich mit dem Gedanken in ein Kloster einzutreten. Milan ist bereits Novize bei den Jesuiten und hat als zusätzlicher Betreuer an dem Wochenende teilgenommen. Und ich selbst bereite mich auf die Taufe vor. Begleitet wurden wir fünf Kursteilnehmer neben Milan von P. Theo Schneider SJ, Regina Möhring, Jörg Bank und Olaf Martin.

Was diese kleine, illustre Gruppe während knapp zweier Tage im Kloster Marienrode bei Hildesheim alles erlebt und erfahren hat möchte ich in den folgenden Zeilen kurz schildern.

Freitag, 15.02.2019 – Anreise, Vesper und die wunderbare Welt der Orden Unsere Reise begann um 15:30 Uhr vor den Toren des Pfarramts Sankt Michael in Göttingen. Mit zwei Fahrzeugen machten wir uns auf den Weg nach Marienrode nahe Hildesheim, wo wir gegen 17:00 Uhr eintrafen. Das ließ uns ausreichend Zeit von den Nonnen begrüßt zu werden und unsere Zimmer im Exerzitien- und Gästehaus zu beziehen, bevor um 17:30 Uhr die Vesper stattfinden würde. Die Zimmer waren unerwartet gemütlich eingerichtet, und mit allen modernen Annehmlichkeiten versehen. Eine Bibel in Einheitsübersetzung und die Regel des hl. Benedikt (der offensichtlich für Wandermönche herzlich wenig übrig hatte) gehören selbstverständlich mit zum Inventar.

Um 17:30 Uhr versammelten wir uns dann in der alten Zisterzienserkirche – Marienrode war als Zisterzienserkloster gegründet worden, und erst in den 1980ern von den Nonnen der Abtei St. Hildegard in Eibingen wieder besiedelt worden. Von dort wurden wir von den Schwestern in den Kapitelsaal geleitet, wo für die nächsten 48 Stunden alle weiteren Stundengebete stattfinden würden. Obwohl wir Gesangbücher zur Verfügung hatten, habe zumindest ich bald aufgegeben die lateinischen Gesänge der Schwestern mit verfolgen zu wollen, und stattdessen einfach den wundervollen Klang des mehrstimmigen Gebetschors genossen - manche Dinge muss man einfach nicht mit Worten verstehen. Um 18:00 Uhr folgte das (unerwartet) üppige Abendessen, gefolgt von der Komplet (ebenso wunderschön wie die Vesper), und dem anschließenden Diskussionsmarathon bei Wein und Snacks. Das Thema des Abends: die Geschichte der Mönchs- und Nonnenorden. Es ist zweifellos faszinierend wie Ordensgründungen stets eine Antwort auf die Probleme der Zeit gewesen sind, aber die schiere Menge an Orden mit kleinen Unter-Orden lässt einen nicht-Fachmann erahnen wie komplex das Gesamtgebilde tatsächlich ist. Entsprechend spät ist der Abend dann ausgeklungen.

Samstag, 16.02.2019 – die weite der Kirche, Bibel und Gebet Der Samstag begann mit der Laudes um 5:30 Uhr. Zumindest für die Schwestern war das vermutlich auch so, aber als Augenzeuge kann das niemand von uns bestätigen, denn nicht einmal die Bäckerin unter uns konnte sich zu so früher Stunde aus dem warmen Bett rollen. Und so war unser erstes Zusammenreffen an diesem Tag um 7:45 Uhr zur heiligen Messe in der Kirche. Die Messe wurde vom Abt eines erst kürzlich in der Nähe gegründeten Kamaldulenser-Konvents zelebriert, und erneut von dem wundervollen Gesang der Schwestern begleitet. Ein besonderer Augenschmaus war dabei der Tabernakel und die Kirchenfenster selbst. Das Allerheiligste wird geziert von mehreren großen Bergkristallen und einer Darstellung von Moses‘ Zusammentreffen mit dem brennenden Dornenbusch. Verdeutlicht wird dieses Bild durch die Fenster, die am unteren Ende dunkel rotbraun sind und nach oben immer heller und klarer werden. Im Zusammenspiel mit der aufgehenden Sonne war der gesamte Altarbereich in ein überirdisches Licht getaucht, in dem der Busch bis an die Decke zu brennen schien; ein überwältigender Anblick. Nach einer Einführung in die „Wege zu Gott“, die uns von der „Schule von Athen“ des Vatikans über Raimon Pannikar am Indus zu Franz von Assisi führte, folgten die Mittagshore, Mittagessen und ein Besuch im Klosterladen. Letzterer stellte sich als Versuchung heraus, die heimische Bibliothek weiter aufzufüllen. Anschließend bekamen wir zunächst einen Schnellkurs im „Bibel teilen in sieben Schritten“, ein bereicherndes und interaktives Gruppenerlebnis. Danach beteten wir (für manche war es das erste Mal) einen kompletten Rosenkranz in der kleinen Kapelle im Gästehaus. Der Abend wurde mit Vesper (17:00 Uhr), Abendessen (18:00 Uhr) – hierbei bekamen wir unerwarteten aber sehr willkommenen Besuch von einer der Schwestern – und Komplet (19:45 Uhr) beschlossen.

Im Anschluss folgten gleichsam dem vorherigen Abend nächtliche Nikodemusgespräche, freilich zur Wahrung des leiblichen Heils wieder mit Snacks und Wein. In der Gruppe, der ich mich anschloss, beleuchteten wir die dunkleren Kapitel der Kirchengeschichte, Kreuzzüge, Hexenverfolgung und Inquisition, etwas genauer.

Sonntag, 17.02.2019 – eine heilige Messe, eine lustige Nonne und Abreise Trotz der – in Schwester Monikas Worten „dekadenten“ – Laudes-Zeit von 7:00 Uhr trafen wir uns am Sonntag nicht zum Stundengebet, sondern kamen erst zum Frühstück und der darauf folgenden heiligen Messe zusammen, dieses mal in Gesellschaft der katholischen Gemeinde der umliegenden Dörfer. Im Anschluss trafen wir uns mit Schwester Monika, die uns aus ihrem bewegten Leben erzählte – sie war verheiratet, hat zwei Söhne, und ist erst mit 48 dem Orden beigetreten. Sie konnte anschaulich berichteten, wie es sich so lebt als Nonne. Es ist natürlich manchmal ein hartes Leben, z. B. das Aufstehen um 4:30 Uhr ist immer wieder eine neue Überwindung. Nichtsdestoweniger hat Schwester Monika ihren Schritt nie bereut, und ich habe selten eine Frau in diesem (pardon) fortgeschrittenen Alter erlebt, die noch so lebenslustig, humorvoll, fit und überhaupt nicht verbittert, sondern mit sich und der Welt im Reinen zu sein schien. Diese Begegnung hat mich tief bewegt und dazu beigetragen zu verstehen, was Glaube eigentlich wirklich bedeutet und bewirken kann. Nach einem letzten Mittag im Kloster machten wir uns sodann wieder auf den Rückweg und trafen am Nachmittag nach wohlbehaltener Fahrt wieder in Sankt Michael ein.

Das Wochenende im Kloster Marienrode war ein einmaliges Erlebnis, das uns alle bereichert und ich denke alle berührt hat, jeden einzelnen auf seine ganz eigene Weise. Dem Zeitgeist folgend, der stets versucht eine subjektive Bewertung in objektive Schranken zu verweisen, sage ich: 10/10, gerne wieder und sehr empfehlenswert für jeden, dem sich die Gelegenheit bietet.