Ignatius und ignatianische Spiritualität heute

Eröffnung der 3-teiligen Veranstaltungsreihe im Michaelsviertel

 

 

 

Wie kann man überhaupt über Spiritualität sprechen? Wie kann man so etwas erklären? Das ist genauso, als wenn man ein Ehepaar nach 40 Jahren Ehe danach fragt, wie Ehe funktioniert. Das leuchete einem sofort irgendwie ein, und schon hatte Pater Theo Schneider SJ, Superior an Sankt Michael und Referent des Abends, die zahlreichen Zuhörer und Zuhörerinnen auf seiner Seite. Das heutzutage weit verbreitete und teilweise diffuse Thema "Spiritualität" bestreitete den ersten Abend einer dreiteiligen Veranstaltungsreihe, zu der die Citypastoral Sankt Michael in die schönen Räume von Ancora eingeladen hatte. Genauer gesagt stand das Thema "ignatianische Spiritualität" im Mittelpunkt.

 

Spiritualität ist immer eine Antwort auf die jeweilige Zeit - so Pater Schneider SJ. Das verdeutlichte er durch Beispiele aus der Ordensgeschichte. So seien die Benediktiner mit ihrer "stabilitas loci" eine Antwort auf die unruhigen und grausamen Zeiten der Völkerwanderung und Kreuzzüge gewesen. Und die Franziskaner waren eine Antwort auf die Verschwendungssucht der Kirche. Und die Jesuiten? Die Zeit rund um Ignatius von Loyola (1491-1556) kann man schon mit unserer Zeit heute vergleichen, zumindestens was die epochalen Umbrüche betrifft: Erfindung des Buchdrucks, Entdeckung der Neuen Welt und die Rennaissance als Retrospektive auf die Antike damals - im Vergleich zu heute: Internet, Globalisierung, Hirnforschung, Machbarkeitswahn. Wo aber ist in all den Veränderungen (noch) Gott zu finden? Das beschäftigte den Ignatius zusammen mit sechs Studienfreunden in Paris und sie gründeten gemeinsam die "Gesellschaft Jesu" (societas jesu - SJ). Sie drehten für sich das "ora & labora" einfach um. Da man Gott in allen Dingen suchen und finden kann, ist die Welt der Ort der Gottesbegegnung. Das erklärt einem, warum die Jesuiten nicht in Klausur leben, in Zivil gekleidet, weltoffen, an allem interessiert, kontaktfreudig und vorbehaltlos sind. So erleben wir sie in Sankt Michael.

 

Anhand einer Reihe weiterer Zitate des Ignatius führte Pater Schneider SJ immer weiter und differenzierter in die Spiritualität seines Ordensgründers ein. Ganz im Sinne des "magis" ("mehr"), das ein leitendes Prinzip der Jesuiten ist. Das er aber auch uns allen, den Teilnehmern und Teilnehmerinnen dieses Abends, als Lebensprinzip der kleinen Schritte mit auf den Weg gab. Seine Impulse führten zu lebhaften Diskussionen in den Kleingruppen, die oft kein Ende finden wollten. So hätte der Abend noch weit aus länger dauern können. Viele positive Rückmeldungen am Tag danach bestätigten, dass es rundum ein gelungerer Abend war.  -

 

Teil II dieser Veranstaltungsreihe findet am 15. Oktober 2013 statt. Dann wird Pater Manfred Hösl SJ auf die Frage antworten: Was machen die Jesuiten in Deutschland und weltweit?

 

Mechthild José-Thumbeck