Karfreitagsliturgie in Sankt Michael und Reinhausen

Ein Gottesdienst, der ganz aus der Kraft der Liturgie heraus lebt

 

Zur Sterbestunde Jesu feierte die Gemeinde Sankt Michael in Göttingen die Karfreitagsliturgie. Schon eine gute Stunde vorher hatten sich die MessdienerInnen getroffen, um zu üben. Denn die Faszination dieses einmaligen Gottesdienstes im Kirchenjahr besteht darin, dass alles irgendwie anders ist und doch alle irgendwie das Richtige machen - und zwar ganz ohne Erklärungen und Regieanweisungen. Nirgendwo sonst kann man die Kraft katholischer Liturgie so stark spüren, wie am Karfreitag. Damit das aber klappt, müssen viele Dinge vorher klar, abgesprochen und auch eingeübt sein.

Um 15:00 Uhr zog das liturgische Personal, die MessdienerInnen, der Kantor Stephan Diedrich und P. Hösl still ein. Es gab keine Glocken. Vorne, an der Grundlinie angekommen, die Prostratio, das Sich-Niederwerfen, wie man das auch von Priesterweihen kennt. Die Gläubigen knieten währenddessen. Ein einfaches Tagesgebet eröffnete die Liturgie.

Im Zentrum des ersten Teils stehen die biblischen Lesungen, die Margret Langenhorst und Peter Krause vortrugen. Zusammen mit P. Hösl trugen sie - unterbrochen von Gesängen, die Stephan Diedrich anstimmte - die Passion nach Johannes vor.

In der anschließenden Predigt betonte P. Hösl das Kreuz als Zentrum unseres Glaubens. Mag sein, dass Weihnachten oder St. Martin ein fröhlicheren Zugang zu unserem Glauben bieten, in die wirkliche Tiefe führt nur das Kreuz. Nur über das Kreuz geht es zur Auferstehung.

Die Großen Fürbitten ziehen sich. 10x Beuget die Knie - erhebet euch! Das geht in die Beine, aber vielleicht ist das auch gut so.

Jetzt begann der zweite Teil, die Kreuzverehrung. Das große Tragekreuz hatte Sylvio Krüger im Gemeindesaal aufgebaut und das wurde jetzt von den Liturgen "abgeholt". Jeweils am Seiteneingang, am Taufbrunnen und vorne an den Altarstufen gab es ein Ecce Lignum, verbunden mit einer schrittweisen Abnahme der violetten Verhüllung. Das Kreuz wurde zwischen die Leuchter auf Kissen gelegt. Jetzt begann die nicht enden wollende Verehrung des Kreuzes. Die Gläubigen kamen in Zweierreihen nach vorne, machten eine Kniebeuge oder verbeugten sich. Für manch ein älteres Semester eine echte körperliche Anstrengung, die aber irgendwie sein musste.

Ein einfaches Segensgebet schloss den Gottesdienst ab, der so endete wie er begann - mit einem stillen Auszug. Anschließend gab es die Möglichkeit das Sakrament der Beichte zu empfangen, was auch reichlich nachgefragt war.

Um 17:30 Uhr feierte dann P. Trieu mit Hubert Schmoll und anderen in Reinhausen ebenfalls die Karfreitagsliturgie. Hier geht mittlerweile ein eingespieltes Team zu Werke.

Außer der Karmette um 9:00 Uhr findet am Karsamstag kein Gottesdienst in Sankt Michael statt. Sylvio Krüger und viele Helferinnen werden dann einen Tag Zeit haben, die nüchterne Kirche in eine österliche Kirche zu verwandeln.