Karfreitagsliturgie zur Todesstunde Jesu, 1. Teil

Wir sehen das Kreuz vor lauter Kreuzen nicht mehr!

 

 

Never change a winning Team, so heißt es im Sport. Diese Weisheit gilt auch für die Karfreitagsliturgie der Kirche. Es ist ein besonderer Gottesdienst. Nicht, wie sonst, eine Eucharistiefeier, aber auch kein Wortgottesdienst im üblichen Sinne. Er ist hochliturgisch, aber es gibt keine Regieanweisungen. Und obwohl es diesen Gottesdienst nur einmal im Jahr gibt machen alle alles richtig. Der Gottesdienst wirkt ganz aus der Kraft der Liturgie. Der Zuspruch für diesen Gottesdienst nimmt von Jahr zu Jahr zu und es ist erstaunlich, welche Stille im Raum ist.

Das bedeutet natürlich nicht, dass der Gottesdienst keiner Vorbereitung bedürfe - im Gegenteil! Um 13:30 Uhr war eine Ministrantenprobe angesetzt. Die vielen Messdiener im Gottesdienst stehen im Kontrast zu dem völlig leer geräumten Altarraum.

Der Gottesdienst beginnt mit einem Einzug in Stille und der Prostratio, dem eindringlichen Zeichen der Hingabe. Dann, ohne Begrüßung, beginnt der Gottesdienst mit dem Tagesgebet vom Altar aus. Jetzt folgen die Lesungen: Die große Lesung aus Jesaja (IV: Gottesknechtslied) trug Horst Richter vor. Die Zweite aus dem Hebräerbrief hatte Christine Bethge übernommen - beide Lektoren lasen dann auch die Leidensgeschichte. Zwischen den einzelnen Modulen gab es es Gesänge, die Kantor Stephan Diedrich mit der Liedanzeige anzeigt und anstimmt.

Höhepunkt des ersten Teils ist die Verlesung der Leidensgeschichte nach Johannes. Christine Bethge übernahme den Erzähler-Part am Ambo, Horst Richter und P. Hösl lasen gemeinsam vom Altar aus.

In der Predigt zitierte letzterer dann aus einem Buch mit dem Titel Gott ist nicht nett des derzeitigen Generaloberen der Herz-Jesu-Priester in Rom, Heiner Wilmer. Er schreibt von einem skurrilen Besuch in einem Museum für moderne Kunst. Eine regelrecht abartige Kreuzigungsdarstellung konfrontiert ihn, den langjährigen Priester, mit der Erkenntnis, das er sich regelrecht erschreckend an den gekreuzigten Jesus gewohnt habe: Wir sehen den Gekreuzigten vor lauter Kreuzen nicht! Es sei für ihn ein heilsamer Schrecken gewesen, der ihm erst (wieder) klar gemacht hat, was Gott mit sich am Kreuz hat machen lassen. Der Predigt und einem Passionslied schlossen sich die Großen Fürbitten an, die Stephan Diedrich und P. Hösl gemeinsam vom Altar vortrugen.