Kleiner Michel ganz groß! - Teil I

Die von den Jesuiten betreute St. Ansgarkirche ("Kleiner Michel") in Hamburg feiert seine Wiedereinweihung

Der "Kleine Michel" ist eine der katholischen Hauptkirchen in Hamburg. Er wurde ab ca. 1600 gebaut. Aber schon bald zeichnete sich ab, dass der Kleine michel eben zu klein war und man errichtete in Sichtweite den großen Michel, die Kirche Hamburgs und Wahzeichen der Stadt. Während der große Michel heute protestantisch ist, wurde der Kleine Michel (wieder) katholisch. Die weitere, spannende Kirche der beiden Michel lesen Sie bitte auf der Hompage des Kleinen Michels. Einen Videoclip des NDR über die Einweihung finden Sie hier.

Der Pfarrer vor Ort, P. Martin Löwenstein SJ - auch in Göttingen kein Unbekannter! - konnte heute mit vielen Katholiken, Prominenten, Gästen aus der Ökumene, aus Nah und Fern, und natürlich Gemeindemitgliedern die Wiedereinweihung des Kleinen Michels feiern - es wurde ein großartiges Fest!

Trotz mieser Wettervorhersage strahlte die Sonne, als Erzbischof Werner Thissen um 11:30 Uhr vor der versammelten Feiergemeinde mit dem Bischofsstab an das Portal klopfte. Unter den Klängen des traditionellen Einzugspsalms 100 (vertont als Lied z.B. mit GL 474) zogen Bischof und Kirchenvolk in einen strahlend hellen Kirchenraum! Wer den Kleinen Michel vor der Renovierung kennt, der wurde regelrecht geblendet: alles ist hell, weiß, gelb, Licht durchflutet! Vieles vom vormaligen Dekor wurde entfernt, so dass die wenigen verbliebenen Inventarsachen umso mehr leuchten. In Sankt Michael Göttingen gibt es ja ähnliche Überlegungen - das Hamburger Beispiel ermutigt hier weiterzudenken!

Am Gottesdienst beteiligten sich zahlreiche Musiker und Chöre. Akkustisch, aber auch optisch kam die Buntheit der Gemeinde zum Ausdruck: es gibt in der Gemeinde eine starke philippinische, togolesische und portugisische Gruppe. Aber in der Hafenstadt sind Menschen fast aller Kulturen zuhause und bilden im warsten Sinn des Wortes katholische, d.h. universale, Welt umfassende Gemeinde.

Erzbischof Thissen und Pater Löwenstein hatten der Einweihungszeremonie breiten Raum eingeräumt, so einen Anlass gibt es schließlich nicht alle Tage. So wurden das Taufwasser gesegnet. Vor den Lesungen in Deutsch, Englisch und Französisch wurde der Ambo gesegnet, es wurde eine Litanei mit spezifisch in Hamburg verehrten Heiligen gesungen, der Altar wurde feierlich mit Öl besprengt und dann blitzblank poliert. In den Altar fügte man eine Reliquie des Hl. Ansgars, des eigentlichen Namengebers der Kirche ein. Anschließend wurde zum ersten Mal Weihrauch auf dem Altar verbrannt, eine feierliches Weihegebet erschallte und dann wurden erst - ähnlich wie in der Osternacht - die Kerzen und Lichter angemacht.

Erst nach fast zwei Stunden mündete der Gottesdienst in den üblichen, bekannten Ablauf der Eucharistiefeier mit den etwa 600 Gläubigen, die in der Kirche Platz gefunden hatten.

In seiner Predigt ging Erbischof Thissen auf die Tageslesungen ein und betonte den offenen Charakter des Kleinen Michel. In einer Hafenstadt wie Hamburg wäre alles andere auch verkehrt - Kirche darf sich nicht verstecken, muss sich öffnen! Dass dies im Kleinen Michel längst gang und gäbe ist konnte man sehr schön an den vielen bunten Kindern sehen, für die Rassismus Gott sei Dank (noch?!) ein Fremdwort zu sein scheint. Die Kinder zogen nach den ersten Zeremonien in die Unterkirche in den separaten Kindergottesdienst aus- und dann später wieder ins Kirchenschiff ein. P. Löwenstein ist der Vorsitzende der Hamburger ACK (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen) und somit schon offiziell ökumenisch ausgerichtet. Das Miteinander der Kirchen kam auch durch die Beteiligung evangelischer Pfarrer, u.a. des Pastors vom großen Michel, zum Ausdruck. Hamburg ist als Hafenstadt ein Tor zur Welt und damit ist der Katholizismus in der Nordmetropole von Haus aus international ausgerichtet.

Eines von vielen musikalischen High Lights war eine Motette zu 40 (!) Stimmen von Thomas Tallis (1505-1585): "Spem in alium numquam habui." Die SängerInnen hatten sich links und rechts im Kirchenschiff, jeweils eine Kette bildend aufgestellt und fantastisch gesungen. Aber auch der afrikanische Ephate-Chor begeisterte die GottesdienstbesucherInnen.