La Cosecha - die Ernte unserer Früchte

Europäische Klassik und lateinamerikanische Folklore verschmelzen in St. Godehard zu einer harmonischen Einheit

 

Derzeit tourt das Ensemble Mochos mit Barockmusik aus dem Bolivianischen Amazonas durch Niedersachsen. Den Auftakt bildete Göttingen mit St. Godehard. Dechant Schwarze, Mitglied der diözesanen Bolivien Kommission, hatte wohl seine Beziehungen spielen lassen und seine Gemeinde als Auftaktort ins Spiel gebracht. Die gekommenen Gemeindemitglieder und sonstige Besucher aus Göttingen sollten diesen Abend nicht bereuen.

Das Konzert war schlicht fantastisch! Die 10 Musiker und 7 Musikerinnen beherrschen sowohl Cello und Violine, als auch gigantische Panflöten oder indianische Trommeln. Beides geht eine Synthese ein, nichts wirkt kommerziell, billig, künstlich. Hier sind absolute Profis mit Herz und Hand am Werk. Zudem gibt es eine Bühnenshow, die seines Gleichen sucht und den Ohren- mit einem Augenschmaus ergänzt.

Die Musiker haben ihre Wurzeln in einer von Jesuiten im 17. Jahrhundert gegründeten Missionssiedlung. Die Patres entdeckten das musikalische Talent der Ureinwohner und förderten es - der Film Mission mit Robert de Niro und Jeremy Irons schildet eine solche Reduktion mit musikalisch talentierten Indios im Kampf gegen die spanischen Kolonialisten und Sklavenjäger.

Diese musikalischen Wurzeln wurden in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts von der spanischen Ordensfrau Maria Jesús Echarri neu ausgegraben. Sie gründete 1996 eine Musikschule in San Ignacio de Moxos, im Norden Boliviens. Aus ihr entstammt das Ensamble Mochos unter der Leitung von Raquel Maldonado.

Der Einzug war schon farbenprächtig. Die Musiker kamen mit Federschmuck, Trommeln ertönten. Kerzen erhellen die dunkle Godehardkirche. Dann stutzte der gemeine Europäer - das Stück kenn ich doch? Richtig: Es war das Kyrie aus der Missa de Angelis, wie man es aus Choralmessen kennt. Man konnte meinen, man sitzt in einem europäischen First-Class-Konzertsaal oder einem großen Dom. Eine Sonata Chiquitana VI aus der Misa Apóstoles schloss sich an. Dann ein herrliches Kyrie und Gloria - letzte Zugeständnisse an die rein-europäische Musik an diesem Abend, aber vom Feinsten!

Ab jetzt gingen europäische Klassiktöne und lateinamerikanische-indigene Töne eine wunderbare Synthese ein. Es gab ein Ave Maria, zwei Weihnachtslieder und weitere Stücke.

In zwei Pausen erklärte die Leiterin des Ensambles die Geschichte und Gegenwart der Musikschule und der Musiker. Natürlich wurde auch die Werbetrommel kräftig gerührt, aber am Ende rissen die gut 120 Zuschauer und -hörer den Musikern die CDs förmlich aus der Hand. Im Pfarrsaal war ein kleiner Imbiss vorbereitet gewesen, wo man - wenn man Spanisch kann - sich mit den Musikern und Sängern unterhalten konnte.