Leben im Staub: Zwischen traditioneller Verwurzelung und moderner Ausrichtung.

Noch nie war das klingelnde Handy während des Gottesdienstes so passend wie heute: Beim Jugendgottesdienst „Folgt dem Link!“ am 21. Februar in Sankt Michael.

 

 

Jugend und Gottesdienst: Das klingt nach Spannung, nach Reibung, nach Spagatübungen. Diese Spannung nicht zu leugnen, sondern offensiv zu integrieren und so fruchtbar zu machen war das Anliegen des Jugendgottesdienstes. P. Trieu machte in seiner Statio zu Anfang des Gottesdienstes gleich klar, worum es geht: Um ein Leben im Staub. Um einen Glauben, der sich als in der Tradition verwurzelt erfährt und dennoch eine verheutigende Ausrichtung erlebt. Der Glaube der Jugendlichen will ja den Staub und will die Tradition, aber er will in diesem Staub auch eine neue Ausrichtung anzielen, in der die Welt der Jugend von Heute zum Leben erwachen kann. Diese Spannung zwischen Gestern und Heute war das Leitmotiv des Gottesdienstes und zog sich durch alle Ebenen seiner Gestaltung. So trafen sich auch in der Musik Staub und Leben: Auf der „verstaubten“ Orgel begleitete Richard die Songs aus dem Leben der Jugend, zum Mitsingen vorgesungen von einem vierköpfigen Chor. Die Playlist:

Nickelback: „If Everyone Cared“;
Coldplay: „Fix You“;
Leonhard Cohen/ Bon Jovi: „Halleluja“;
Linkin Park: „Hands Held High“;
„Wenn das Brot, das wir teilen“;
„Alle Knospen springen auf“;
„Da berühren sich Himmel und Erde“;
Swedish House Mafia: „Don’t You Worry Child“;
Coldplay: „Viva la Vida“

In dem Licht ihrer liturgischen Rolle bekamen die Songtexte plötzlich eine große Tiefe und eine überraschende Stimmigkeit. Die Jugendlichen hatten es hervorragend verstanden, Lieder auszuwählen, die ihrem Platz und der vorgesehenen Bedeutung im Gottesdienstablauf entsprachen:  „When you try your best but you don’t succeed … I will try to fix you!“, sang die Gemeinde zum Kyrie, und zum Dank voll Trost und Vertrauen: „Don’t you worry, don’t you worry child! See, heaven’s got a plan for you! Don’t you worry, don’t you worry now!“

Was Glaube für sie bedeutet, versuchten die Jugendlichen selbst zu erklären: Marius gab den Impuls, dass Glaube kein leeres Bekenntnis, sondern eine Sache der Tat, der Praxis, des ganz alltäglichen Lebens ist. Und eine Reihe von Jugendlichen stellten vor, wo der Glaube in ihrem Alltag auftaucht: Als Gruppenleiter, als Messdienerleiterin, als Musikerinnen, …

P. Trieu widmete sich dann in seiner Predigt einem Thema, das für Jugendliche eine große Frage darstellt: Wie passen Gott und Leid zusammen? Wie passen Gott und Kreuz zusammen? Staubige Fragen, die er mit neuen Gedanken zu beleben versuchte. Zum Mitnehmen: Gott schenkt seine Gaben gerade in der Gestalt des Kreuzes.

„Lebt den Glauben in eurer Ausrichtung, lebt ihn stimmig, lebt ihn authentisch!“, verabschiedete P. Trieu die Gottesdienstbesucher in die Nacht, und viele Anwesende, vor allem die Erwachsenen, nicken überzeugt. Bleiben noch die Vermeldungen: Pizza-Essen in den Jugendräumen. Amen.

NS. Moritz Kuhlmann SJ