"Macht hoch die Tür, die Tor macht weit"

Saison der Geistlichen Stadtführungen der Citypastoral endet mit einem adventlichen Weg zwischen Geismartor, Wochenmarkt, St. Michaelskirche, Weihnachtsmarkt und St. Johanniskirche.

 

 

 

 

 

 

"Wir sind in diesen Tagen viel unterwegs und da wollten wir uns auf diese Art etwas auf den Advent einstimmen."

So ein Ehepaar aus meiner alten Heimat (Saarland), das in einem Göttinger Hotel auf diese Geistliche Stadtführung aufmerksam wurde. Sie konnten dabei gleich auch ein Stück Göttinger Stadtgeschichte kennenlernen: Funktion von Stadttoren, Türmerwohnung in St. Johannis, Kirchenportale als Rechts- und Asylstätten. Schwerpunktmäßig ging es bei dieser Führung aber um Wesensmerkmale des Advent: Wachsamkeit, "adventus domini", eschatologische Botschaften der biblischen Lesungen. Und auch alt bekannte Kirchenlieder wurden in den Blick genommen, ihr Entstehen, ihr Kontext im Leben. So zum Beispiel "Macht hoch die Tür die Tor macht weit" von Pfarrer Georg Weissel (1623) oder "Wachet auf, ruft uns die Stimme" von Philipp Niokolai (1599). Und nicht zuletzt wurde ein Seitenblick riskiert mit Geschichten und Übungen aus dem Sufismus und der buddhistischen Zen-Meditation. Eine Lehrgeschichte der Sufi aus dem 9. Jh. lautet so: "Auf der Suche nach Gott bin ich durch die ganze Welt gewandert, und ich habe ihn nirgendwo gefunden. Als ich wieder nach Hause kam, sah ich ihn an der Tür meines Herzens stehen. Und er sprach zu mir: hier warte ich auf dich seit Ewigkeiten."

Je näher die kleine Teilnehmergruppe sich der St. Johanniskirche und dem umliegenden Weihnachtsmarkt näherte, desto größer wurde die Geräuschkulisse und um so zahlreicher stiegen einem die Gerüche in die Nase. Unter diesen Bedingungen war es nicht so einfach, sich unterwegs auf eine Übung im Gehen einzulassen, die Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Wachsamkeit fördern soll. Aber alle konnten sich darauf einlassen und fanden es hilfreich, so im Gehen zur Ruhe und zu einer größeren Aufmerksamkeit zu gelangen. Nach der Turmbesteigung in St. Johannis trennten sich wieder die Wege in der geteilten und gemeinsamen Hoffnung auf einen ganz persönlichen "adventus domini".

Mechthild José-Thumbeck