Matthias Brodowy on stage und backstage

Begeisterndes Konzert und informatives Gespräch danach

 

Matthias Brodowy gehört zu den raren Künstlern, die sowohl in der Kirche als auch in der Comedyszene zuhause sind. Er stammt aus Hannover, ist im allseits beklagten "heidnischen Niedersachsen" zuhause und hier gefällt es ihm auch. Er macht eine Ausbildung zum Diakon, die allerdings wegen der vielen Termine und Einladungen zu Konzerten derzeit auf Eis liegt. Das liegt auch daran, weil Brodowy keine Extrawürste will und, wenn schon - denn schon, das normale Ausbildungsprogramm durchlaufen will.

Matthias Brodowy ist ein Meister des geschliffenen Wortes. Kirchliche Bezüge klingen bei ihm an, er hat die Größe sich und seine Kirche aufs Korn zu nehmen, aber es geht nicht - wie bei vielen Kolleginnen - unter die Gürtellinie. Er spricht und singt, begleitet sich dabei selber auf dem E-Piano. Lockeres Überthema war das Jubiläum zum zweiten Vatikanischen Konzil, das das Katholische Bildungswerk derzeit in vielen Einzelveranstaltungen feiert - der Abend heute war dabei sicher einer der Höhepunkte. Matthias Brodowy versteht sein Agieren als Kabarettist im Sinne des damals verkündigten Aggiornamento (Verheutigung) der Kirche. Und dazu gehört eben das Agieren der Kirche in der modernen Medienwelt unverzichtbar dazu.

Sein Vorbild in Sachen "christliches Kabarett" ist dabei der Barde vom Niederrhein, der unvergessene Hanns-Dieter Hüsch. Matthias Brodowy gibt zu, dass es in seiner Berufsgruppe nur sehr wenige gibt, die nicht kirchendistanziert, sind. Natürlich muss es Kirche - ähnlich wie die Politik - aushalten von den Kabarettisten aufs Korn genommen zu werden, aber manchmal findet er die Geschmacksgrenzen überschritten. Freilich: Lamentieren und Schmollen hilft hier nicht, die Kirche muss beherzt in die gesellschaftliche Offensive gehen.

Das Programm dauerte fast zwei Stunden und wurde immer wieder von anhaltendem Beifall quittiert. Mindestens genauso interessant war das anschließende Backstage - Gespräch einiger Verbliebener nach dem eigentlichen Konzert. Matthias Brodowy erzählte aus seinem Künstleralltag. Er versteht Kurt Tucholskys berühmtes Zitat "Satire darf alles!" nicht für einen Freibrief für Schläge oberhalb und unterhalb der Gürtellinie. Unter seinen Kollegen macht er nicht selten einen "Schrei nach Pointe" aus, den bewusst angesteuerten Tabu-Bruch. Die adäquate Reaktion ist aber nach ihm nicht der beleidigte Rückzug sondern geduldiges Ertragen, ja das berühmte "Auch die andere Wange hinhalten" der Bergpredigt. Empörung und Entrüstung erreichen nur das Gegenteil. Was die Leidensbereitschaft angeht dürfen hier sogar einmal die Zeugen Jehovas genannt werden: Was müssen die sich für Kommentare auf der Straße anhören!

In Sachen Pastoral setzt Brodowy auf Diakonie. Das ist immer noch ein Punkt, in dem Anerkennung und Glaubwürdigkeit errungen werden können. Freilich muss dieses Engagement echt und authentisch sein. Trotz aller Faux Pas's der Kirche à la Limburg braucht diese sich nicht zu verstecken. Ach ja, kennen Sie das neueste Gerücht: Die Limburger können aufatmen. Bischof Tebartz- van Elst hat eine neue Aufgabe: Er wird Bauleiter der Elbphilharmonie...