Nackte bekleiden! Zu Besuch bei der Straßensozialarbeit (StraSo)

Fortsetzung der Reihe "Werke der Barmherzigkeit"

 

 

 

Am Freitag, den 13.3. fand eine weitere Veranstaltung in der Reihe Werke der Barmherzigkeit statt. Es ging um "Nackte kleiden" und dazu besuchte man die Straßensozialarbeit, wo Elke Niemeyer-Friebe die Besucher der Citypastoral erwartet. Sie informierte zwei Stunden über ihre Arbeit rund um Kleider und Klamotten.

Unter dem Label Straßensozialarbeit fungier(t)en eigentlich zwei Einrichtungen: Eine Einrichtung der evangelischen Diakonie und der Verein Förderer der Straßensozialarbeit Göttingen. Im Laufe der Zeit ist es in den Räumlichkeiten etwas eng geworden und so ist man ein wenig froh, dass der kirchliche Teil der StraSo demnächst in die Tilsiter Straße zieht.

Was macht die StraSo so? Ein ausgeteiltes Faltblatt listet u.a. auf: Haushaltsauflösungen und Entrümpelungen, Kleiderkammer, Hausrat- und Möbellager, Bücherkammer und öffentlicher Bücherschrank und die Geldverwaltung - um nur einige Bereiche zu nennen.

In den Räumlichkeiten dominiert die Kleiderkammer. Es gibt Mäntel, Hosen, Hemden und Blusen für Männer und Frauen. Es gibt Berufskleidung und Klinikkleidung - etwa Bademäntel, wenn man mal ins Krankenhaus muss. Auf einem Karton steht Umstandsmode und es gibt einen Extraraum mit Kinderkleidern in allen Größen. Die zum Teil hochwertigen, aber immer sauberen Sachen, sind sehr günstig. Vieles gibt es schon für einen Euro.

Das große Geschäft kann man bei diesen Preisen natürlich nicht machen, so Frau Niemeyer-Friebe. Aber das ist auch nicht die Absicht des Vereins. Man will Bedürftigen helfen, muss freilich auch schwarze Zahlen schreiben, denn das Gebäude muss selbstständig unterhalten werden. Richtiges Geld kommt v.a. bei öffentlichen Aufträgen rein.

In der StraSo sind viele 1.- EURO Jobber engagiert. Viele würden auf dem freien Arbeitsmarkt wohl keine Chance kriegen, hier ist vieles möglich, weil es nicht nur nach wirtschaftlichen Kriterien geht.

Eine wichtige Säule ist die Geldverwaltung: Darunter versteht man das Führen eines Kontos für Menschen, die kein eigenes Konto führen (können). Hier können vom Hartz IV - Geld Miete und Fixkosten abgebucht werden und sich Leute in passenden Abständen "ihr" Geld holen. Viele lassen ihr Konto so komplett verwalten, andere nehmen nur bei einzelnen Problemen die angebotene Hilfe in Anspruch.

Neben der Geldverwaltung kann man bei der StaSo duschen und seine Wäsche erledigen. Dies ist aber rückläufig, so die Mitarbeiterin, weil immer mehr doch eigene Waschgelegenheiten haben. Für Notfälle gibt es auch eine Notfallversorgung. Es gibt Frühstück und eine Teestube. In der Königsberger Straße 12 gibt es einen öffentlichen Bücherschrank und - wie auch in der Mauerstr. 16 - einen Secondhand - Shop.

Im Verein herrscht ein Gedanke vor, der auch den Mittagstisch bis in die jüngste Vergangenheit prägte: Er ist sehr klein und war gar nicht auf viele Mitglieder aus. Dies bedeutet nämlich auch umständliche und langwierige Diskussionen und mangelnde Flexibilität, so Frau Niemeyer-Friebe. Sie hat offiziell nur 22 Stunden die Woche, arbeitet faktisch natürlich viel, viel mehr. Man spürt ihr ab, dass sie hinter der Idee und der Einrichtung steht und ohne solche Leute, kann wohl keine soziale Einrichtung auf Dauer Bestand haben.

Die StraSo rückt auch bei Wohnungsauflösungen an. Im Fall eines Messis ist das nicht immer eine delikate Sache. Ein Problem ist auch, so Frau Niemeyer-Friebe in einer Art Anekdote, dass die Engagierten oft gar nicht wirklich wissen, was Sachen wert sein können. So habe man mal einen Schnipsel Papier gefunden, den man schon wegwerfen wollte. Durch Zufall kam heraus, dass es sich um eine Eintrittskarte eines legendären Fußballspieles handelte und damit um ein Sammlersouvenir, das kräftig Geld in die stets klamme Kasse brachte. Natürlich werde man auch über's Ohr gehauen, aber davon darf man sich nicht beirren lassen, so die alternative Boutiquenfrau.

Von Montag bis Freitag, 8:15 - 13:45 Uhr steht die Kleiderkammer offen, kann man auf Schnäppchenjagd gehen oder einfach eine Tasse Kaffee trinken...