Neujahrsempfang der Katholiken Göttingens Teil II

Grußworte vom Superintendent, Iman, der jüdischen Gemeinde und der Stadt

 

Den Reigen der Grußworte eröffnete die stellvertretende Vorsitzende des Dekanatspastoralrats (dem formal höchsten Katholikengremium Göttingens), Frau Dr. Corinna Morys-Wortmann. Sie übergab das Mikrofon dann an Wilhelm Gerhardy, der die Grüße des Oberbürgermeisters überbrachte. Er betonte, dass es im vergangenen Jahr in Göttingen viel zu feiern gab, etwa das 275-jährige Bestehen der Universität oder das 40-jährige Jubiläum der Gemeinde Heinrich und Kunigunde. Mit dem Bau der Universitätsmedizin Göttingen steht in unserer Stadt die größte Baustelle Niedersachsens. Neben den schon erwähnten Highlights erwähnte Herr Gerhardy noch das Weihnachtsoratorium, das über die Weihnachts- und Neujahrstage in Göttinger Kirchen aufgeführt worden war so wie Johann-Sebastian Bach das seiner Zeit gedacht hatte: nämlich in Gottesdiensten! Für viele Göttinger ein unvergessliches Klangerlebnis.

Dann ergriff der Iman der DITIB, der islamisch-türkischen Gemeinde das Wort. Er richtete das Augenmerk der ZuhörerInnen in den Nahen Osten, wo die Kämpfe, besonders in Syrien, nicht mehr nur Dutzenden sondern Hunderten und Tausenden Menschen Leben und Obdach kosten. Traurig sei auch ein Drohbrief mit Nazi-Hintergrund, der bei der Gemeinde eingegangen sei, sowie ein rechtsextremes Grafitti an der Moschee.

Für die jüdische Gemeinde sprach Frau Jacqueline Jürgenliemk. Sie konnte verkünden, dass die Bauarbeiten um die Synagoge fast fertig gestellt werden konnten und zum ersten Mal Laubhütten (Sukkot) aufgestellt werden konnten. Der Dachverband liberaler Gemeinden hatte in Göttingen eine Freizeit mit 50 jüdischen Jugendlichen durchgeführt. Aber auch das Judentum blickt mit gemischten Gefühlen auf dieses Jahr zurück. Frau Jürgenliemk erinnerte an die Beschneidungsdebatte und entwarf ein Szenario, was gewesen wäre, wenn die Beschneidung jüdischer und muslimischer Kinder tatsächlich unter Strafe gestellt worden wäre. Die Folge wäre u.a. die Kriminalisierung vieler Familien, ein Beschneidungstourismus in Nachbarländer u.v.a.m. gewesen. Wehret den Anfängen!

Diesen Ausführungen schloss sich Superintendent Selter nahtlos an, in dem er tragisch-komisch erwähnte, dass im Zuge der Beschneidungsdebatte tatsächlich die Frage aufgeworfen wurde, ob die Darreichung des Abendmahls an Minderjährige gesetzeswidrig sei. Das bedeutet: es geht hier nicht nur um die drohende Beschnediung von Rechten vin Juden und Muslimen, sondern es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch christliche Rituale auf den Prüfstand müssen. Tatsache ist aber wohl, dass sich alle Religionen darauf einstellen müssen in ihrem Leben immer häúfiger angefragt zu werden. Applaus bekam der Superintendent, als er sich für eine Verbot der NPD aussprach.

Friedrich Selter erwähnte ebenfalls die großen kirchlichen Aktionen und erinnerte dabei an das Projekt LebensKunstSterben, das zwar unter der Federführung der katholischen Klinikseelsorge (Annette Stechmann) organisiert wurde, aber auch die ganze Breite kirchlichen Lebens (mit-) zeigte, wie dies z.B. im Vortrag des Ratsvorsitzenden der EKD, Nikolaus Schneider zum Ausdruck kam. Die Protestanten Göttingens (und ganz Deutschlands) werfen ihren Blick schon nach vorne, denn in 2017 geht die Lutherdekade zu Ende und das Reformationsjubiläum findet statt - hoffentlich zusammen mit vielen Christen verschiedener Konfession.

Dann lud Dechant Schwarze die Gäste zum Sektumtrunk in den benachbarten Saal - Prosit Neujahr!