"Nicht trauern wie die, die keine Hoffnung haben!"

Mit einem feierlichen Gottesdienst wurde auch in diesem Jahr am ersten Sonntagabend nach Allerheiligen der Verstorbenen des vergangenen Jahres gedacht. Die Angehörigen der Toten waren dazu angeschrieben worden – viele konnten trotz immer größerer Entfernungen der Einladung folgen. Der Gottesdienst war prall gefüllt und dennoch von einer sehr ruhigen Stimmung getragen.

Für eine stimmungsvolle, dezente Orgelmusik sorgte diesmal Thomas Klingebiel.

Beate Michel las auch in diesem Jahr gleich am Beginn die Namen der Toten vor. Zu jedem Namen entzündete ein Messdiener ein Teelicht und stellte es in die aufgestellte Wand neben dem Ambo vorne links.

In seiner Ansprache hob P. Hösl die Andersartigkeit und Einzigartigkeit der christlichen Hoffnung hervor. Natürlich hielten auch die anderen Religionen damals ein Hoffnungsangebot bereit. Dies hört sich erstaunlich ähnlich an wie die tröstenden Zeilen auf den Todesanzeigen unserer Tage. So wird z.B. Eichendorfs „Mondnacht“ öfters zitiert: "Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus. Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus" (3. Strophe). Und besonders wenn man im Trauerprozess drinsteckt möchte man es ja auch glauben. Freilich wer kann es dann wirklich? Dem bloßen Ahnen und Sehnen setzte das neue Christentum eine neue, frische, ja für die damaligen Ohren gar freche Überzeugung entgegen: Gott hat Jesus von Nazareth als ersten der Toten auferweckt und in sein schöpferisches Leben hineinverwandelt. Die ersten Christen waren davon so tief überzeugt, dass sie ihre bisherige Hoffnung gar nicht mehr als solche bezeichnete haben wollten. Paulus und Petrus wurden zu Boten einer neuen Hoffnung und verkündeten: "Brüder und Schwestern, wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Wenn Jesus - und das ist unser Glaube - gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen." (1 Thess 4,13f).  

Dann hatte jeder und jede die Gelegenheit selber nach vorne zu kommen, ein Licht der Hoffnung anzuzünden und in die Steinwand vorne einzufügen. Es dauerte lange bis jeder und jede sein oder ihr Kerzlein hingestellt hatte, aber das störte niemand. Alle hatten Zeit mitgebracht. Schon bald reihten sich Licht um Licht – lauter Hoffnungslichter!

Nach dem Gottesdienst wurden alle Gottesdienstbesucher in einen herrlich stimmungsvollen Gemeindesaal zu einem Dämmerschoppen eingeladen. Wir werden immer internationaler. So saßen an einem Tisch Menschen aus Indonesien, Costa Rica, Japan, Deutschland, Chile und Peru. Nicht jeder kann Deutsch, aber alle können "Teelicht"...