Ochsen vs. 200 PS Schlepper – ein Besuch aus einer anderen Welt

Paul Desmarais SJ leitet in Sambia ein landwirtschaftliches Trainingscenter

In Sambia ist der Jesuit Paul Desmarais SJ seit 48 Jahren in der Aus- und Weiterbildung von (Kleinst-) Landwirten tätig. Dafür wurde das Kasisi Agricultutral Training Centre (www.katczm.org) gegründet, dessen Leiter Paul ist. In Göttingen hat er P. Claus Recktenwald SJ besucht und sich über die Landwirtschaft in Deutschland informiert.

Dabei sind Welten aufeinandergeprallt: Paul hat noch in den 70er Jahren selbst mit Sicheln das Getreide geerntet und bis heute sind Ochsen als Arbeitstiere ganz normal. Das hängt auch damit zusammen, dass ein jeder Sambier das Recht hat, ein Stückchen Land (ca. 3 bis 5 ha) zu bekommen, um damit die eigene Familie zu versorgen und ein paar Lebensmittel für den Verkauf zu erwirtschaften. „Ungefähr die Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen sind,“ so erklärte uns Paul, „für die Kleinbauern zurückgehalten. Das gilt als soziale Absicherung, wenn jemand z.B. seinen Job verliert. Allerdings ist man dabei auch immer auf das Wohlwollen der Stammesältesten angewiesen. Die andere Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche wird vom Staat auf 99 Jahre verpachtet und hier gibt es natürlich auch Großbetriebe, die dann ganz anders wirtschaften können.“ Bei den kleinen Flächen dagegen ist klar, dass nicht viel Geld in Maschinen investiert werden kann.

Das Kasisi Agricultutral Training Centre (www.katczm.org) hat seinen Schwerpunkt auf die Aus- und Weiterbildung der Kleinbauern und geht dabei einen konsequent nachhaltigen Weg: Alle Anbaumethoden entsprechen den Standards der biologischen Landwirtschaft. Das trägt inzwischen auch Früchte auf Regierungsebene, deren Beamte sich immer mehr nach diesen Methoden erkundigen. Zudem werden speziell alleinerziehende Mütter unterstützt, die nicht selten eine Familie mit vielen Kindern durchbringen müssen und die Weiterverarbeitung von Lebensmitteln gefördert. Viele Infos dazu finden sich auf der Hompage des Centres.

In Europa war Paul nun, um verschiedene Projekte anzustoßen bzw. dafür finanzielle Unterstützung zu bekommen. Die Bürokratie, die es mittlerweile für die Unterstützung von Entwicklungsprojekten braucht, ist dabei oft sehr mühsam und doch gelingen immer wieder schöne Erfolge. So bekam Paul letzte Woche in Schottland die Zusicherung, dass ein neues Projekt über die nächsten Jahre  finanziert wird.

In Göttingen war Paul, um Pater Claus Recktenwald SJ zu besuchen - beide kennen sich schon aus Sambia. Claus studiert in Göttingen Agrarwissenschaften und konnte so zwischen Paul und einigen Professoren der agrarwissenschaftlichen Fakultät einen Austausch organisieren. Gerade die Fortschritte bei der Saatgutforschung, bei der Claus selbst gerade aktiv ist, können vielleicht auch in Sambia fruchtbar gemacht werden. Über die Landwirtschaft kann man aber nicht nur theoretisch reden, so dass ein Besuch eines deutschen Betriebs nicht fehlen durfte. Familie von Schnehen hat sich dafür bereit erklärt und den Gast ihr Gut und dessen Bewirtschaftung sehr eindrücklich und interessant vorgestellt. Ochsen waren dort auch mal aktiv, aber das ist schon länger her.