Sankt Michael in Sankt Michael

Treffen der Jesuiten-Cityseelsorger in Sankt Michael - München

 

Alle zwei Jahre findet ein Treffen der Jesuiten - Cityseelsorger statt, diesmal in München beim "großen" Sankt Michael. Die Jesuitenkirche in der Bayernmetropole ist sicher die größte Jesuitenkirche in Deutschland. An manchen Gottesdiensten gibt es bis zu 900 BesucherInnen. Angereist waren zu diesem Treffen Cityseelsorger aus Luzern, Genf, Innsbruck, München, Nürnberg, Köln, Hamburg, Berlin und Stockholm. Eingeladen ist traditioneller Weise auch ein Impulsgeber von außen: in diesem Jahr der Professor für Pastoraltheologie an der Uni Würzburg, Erich Grahammer.

Das Treffen begann zunächst mit einer ausführlichen Vorstellungsrunde. Schon da wurde deutlich: Citypastoral ist nicht gleich Citypastoral. Die Situation im volkskirchlichen München ist anders als in Göttingen. Die Schweizer haben zwar einigermaßen Geld, dafür aber praktisch keine Priester mehr. Berlin hat kein Geld, dafür aber eine archetektonisch schöne Kirche, die auch von Studenten der Architektur  regelmäßig in Augenschein genommen wird. Jeder Standort hat so seine Probleme, aber eben auch seine Chancen.

In seinem Impulsreferat beleuchtete Professor Garhammer aktuelle Trends und Gegentrends. Erstere sind: Globalisierung, Individualisierung, High Tech, Bildung, starke Zunahme von Frauen in vormals reinen Männerdomänen und eine älter werdende Gesellschaft. Diese seit ca. 50 Jahren zu beobachtenden Entwicklungen korrespondieren mit gegenläufigen Trends: Clan-ning (Bildung von Wahlverwandtschaften, die die bisherigen Verbindungen wie Pfarreien schrittweise ablösen). Cocooning (Home - Kino zuhause mit DVD und Pizza Service. Das Daheim wird zum Erholungszentrum), High Touch (die emotionale Antibewegung zu High Tech, in der sich ein neues Bedürfnis nach Nähe und Berührtwerden ausdrückt), die weiter anhaltende Erlebnisorientierung (Ulrich Beck!) und die fortschreitende Ästhetisierung: wo man früher eher auf den Inhalt schaute und die Form gar als unwichtig abtat, da kann man heute feststellen, dass der Trend zur "In-Szen-ierung" zunimmt.

Manche Cityseelsorgeeinrichtungen arbeiten mit einem Innen-Außen-Schema: Draußen ist die lärmige Großstadt, drinnen die ruhige Kirche, draußen herrscht der blanke Kommerz, drinnen ist die Echtheit zu finden, usw. Aber - so Garhammer - stimmt diese Rechnung? Vermutlich ist diese Schwarz-Weiß-Malerei genauso einseitig wie eine allzu enge Bindung an Modelle aus der Wirtschaft. Kirche will eben letztlich kein "Produkt verkaufen" sondern Glauben entfachen. Nach Jahren der Euphorie was die Übernahme von Marktforschung angeht (SINUS-Milieu-Studie, McKinsey u.ä.) geht der Trend jetzt in Richtung mehr Skepsis gegenüber diesen Strategien mit ihren allzu vereinfachten Parallelen.

Neben zahlreichen und sehr unterschiedlichen Gottesdiensten besuchten die Jesuiten auch eine Veranstaltung des Forums der Jesuiten in München. Dort stellten sich zwei Frauen nach kurzen Statements den Fragen der zahlreichen ZuhörerInnen: Die eine war dabei vom katholischen zum evangelischen Glauben übergetreten und die andere umgekehrt. Was bewegt heute Menschen die Konfession zu wechseln? Beide Frauen erzählten sehr persönlich ihre Geschichte. Auch das scheint ein Trend zu sein: Jede Lebensgeschichte ist individuell. Menschen handeln nicht (mehr) nach Schema F!