Treffen von Kirchenvorstand und Verein Mittagstisch e.V.

Wie soll das Miteinander von Gemeinde und Mittagstisch gestaltet sein?

 

 

Am Dienstag trafen sich die Vereinsspitze des Mittagstisch e.V. und der Kirchenvorstand von Sankt Michael zu einem gemeinsamen Sondierungstreffen vor der eigentlichen Kirchenvorstandssitzung, die den Haushalt von Gemeinde und Kindergarten absegnete.

Von Seiten des Vereins saßen am Tisch: Prof. Wolfgang Müller (Vorstand), Eberhard Walter (Koordinator) sowie Clemens Freiherr von Wendt (Beirat und Förderer). Bis auf den verhinderten Anton Dörl war der Kirchenvorstand komplett anwesend. Dechant Wigbert Schwarze vervollständigte die Tagung.

Da nicht alle vom Kirchenvorstand den selben Kenntnisstand in Sachen Mittagstisch haben berichtete Wolfgang Müller von den letzten Entwicklungen und dem derzeitigen Stand. Er mahnte insbesondere an, dass der Verein als Förderverein (nicht Trägerverein!) nicht Anstellungsträger für beschäftigtes Personal sein kann, sondern dass diese Aufgabe nach den derzeitigen Strukturen dem Kirchenvorstand obliegt. Insofern ist die derzeitige Anstellung von Frau Anna Werner-Parker „illegal“, freilich mit 100% Zustimmung des Vereins (und auch des Kirchenvorstands). So war allein durch diesen Sachverhalt schon die Zuständigkeitsfrage aufgeworfen. Aber eben dazu hatte man sich ja jetzt getroffen!

Clemens Freiherr von Wendt, der sich selbst wiederholt auch finanziell stark für den MT eingesetzt hat, von Beruf Rechtsanwalt und langjähriger Arbeitgeberchef in Niedersachsen, hatte sich in die vorhandenen Akten des MT eingearbeitet, um Licht in die Genese des MT zu bringen. Dieser wurde vor 25 Jahren – man feiert somit in diesem Jahr ein Jubiläum! - von P. Heribert Graab SJ und vielen anderen mit dem Ziel der „Armenspeisung“ aus der Taufe gehoben. Die Verantwortung wollte man betont bei der Kirchengemeinde halten, weshalb der parallel gegründete Verein eher dezent im Hintergrund, unterstützend wirken sollte. Für die praktische Arbeit waren Ehrenamtliche und Zivildienstleistende zur Stelle, die freilich schon bald mit der Klientel überfordert waren – es brauchte eine Fachkraft in der Turmstraße! Ralf Reinke erfüllte diese Aufgabe über viele Jahre. Seinem Einsatz ist es besonders zu verdanken, dass in die turbulente Turmstraße Ruhe einzog und sich ein reibungsloser Ablauf einspielen konnte.

Jetzt stellt sich die Frage, wie der MT weiterbetrieben werden soll. Einig ist man sich darüber, dass der MT unbedingt erhalten werden muss. Hier stimmen Verein, Kirchenvorstand, Dekanat, Bistum und Stadt völlig überein. Unklar ist freilich, auf welchem Weg und in welchem Maß dieses Ziel erreicht werden kann.

Im Gespräch sind zwei Zielvorstellungen: Die sog. Kleine Lösung (oder Spatz-in-der-Hand-Lösung) und die sog. Große Lösung (Taube-auf-dem-Dach-Lösung). Beide Modelle müssen sich nicht ausschließen, für beide gibt es gute Argumente.

Die kleine Lösung möchte den MT weiter möglichst eng mit der Gemeinde und dem Kirchenvorstand verbunden sehen. Ziel ist die satzungsgemäße Armenspeisung als Kerngeschäft des MT zu gewährleisten und – je nach ehrenamtliche Potential – ggf. zu ergänzen, wie dies derzeit etwa mit den regelmäßigen Ausstellungen der Fall ist. Es sollte nur so viel an Personal angestellt werden, wie für den Unterhalt notwendig ist. Motto: Weniger kann mehr sein, Schuster bleib bei Deinen Leisten! Kritiker bemängeln, dass für den Erhalt des MT eine finanzielle und fachliche Kompetenz gefordert ist, die der Kirchenvorstand unmöglich bieten kann,

Die sog. Große Lösung ist deshalb der Ansicht, dass mittel- und langfristig der Kirchenvorstand als (Anstellungs-) Träger des MT überfordert ist. Statt sich von Provisorium zu Provisorium zu schleppen sollte gleich in die Offensive gegangen werden! Dazu gilt es den MT auf breitere Schultern zu stellen, sich insbesondere mit dem Caritasverband und dem Bistum zu verbinden, um den dortigen Sachverstand einzubinden. Ziel ist ein möglichst fachlich-kompetenter, autonomer und autarker Mittagstisch, freilich in Verbindung zum Kirchenvorstand bzw. zur Gemeinde. Die hier angedachte Professionalisierung des MT könnte den Aufbau einer (Teil-) Selbstverwaltung, intensivere Fundraising-, Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, politische Lobbyarbeit, Vernetzung mit anderen Einrichtungen und anderes mehr umfassen. Teilweise geschehen diese Dinge bereits ansatzweise. Um den hier angedachten Quantensprung zu bewerkstelligen bräuchte es eine Fachkraft mit sozialpädagogischer Organsiationskompetenz, die freilich wieder finanziert werden müsste. Der Kirchenvorstand kann bei dieser Lösung nur unterstützend tätig sein. Hier bräuchte es Hilfe von professioneller Seite (Bistum, Caritas).

Gerade noch rechtzeitig vor Sitzungsbeginn erreichte die Versammlung ein Schreiben von Frau Lojen aus dem Generalvikariat, nachdem eine Verbindung beider Lösungsansätze angestrebt werden sollte: Jetzt die für den Fortbestand dringend nötige Übereinkunft für die kleine Lösung (z.B. die dringend nötige Verlängerung der Verträge), wobei freilich versucht werden soll über den Zeitraum eines knappen Jahres die große Lösung anzustreben, so dass in absehbarer Zeit der Kirchenvorstand bzw. der Pfarrer hier entlastet werden. Eine sofortige große Reform oder ein Ausbau des MT würde im Jubiläums- und Kirchenumbaujahr die Beteiligten freilich schlicht überfordern.

Nach der gemeinsamen Sitzung verabschiedete sich der Verein aus der Runde. Nach einer kurzen Pause traf sich dann der Kirchenvorstand alleine und beschloss einstimmig, der vom Verein vorgeschlagenen Lösung und dem vom Bistum favorisierten Modus zuzustimmen. Somit ist der MT einerseits weiter handlungsfähig, auf der anderen Seite soll die umfassende Reform nicht aus den Augen geraten. Einstimmig wurde Hubert Schmoll (bei eigener Enthaltung) zum Delegierten des KV beim Vereinsvorstand gewählt. Er wird die Interessen des KV beim Verein vertreten bis die größere Lösung umgesetzt werden kann.

Die weiteren Tagesordnungspunkte konnten dann schnell abgehakt werden. Marion Kuß stellte in Vertretung der Rendantin Linda Schneider – sie war zeitgleich in einer anderen Gemeinde beschäftigt – den Haushalt von Gemeinde und Kindertagesstätte vor. Es gab nur wenige Veränderung bei den Posten im Vergleich zum letzten Jahr  – beide Haushalte konnten schnell und einstimmig verabschiedet werden. Freudig konnte die Vorsitzende Marion Kuß vermelden, dass die Stadt als Träger des Kindergartens das Gebäude endlich gründlich renovieren wird. Für die Erzieherinnen stellt sich jetzt freilich das Problem, wo der Kindergarten während der Umbauzeit (gepl. rund ein halbes Jahr!) unterkommen soll (Vogtschule? Boni?). Trotz aller hier auftauchender Bedenken überwiegt die Freude an der Zusage des Umbaus. Die Probleme werden wir sicher gemeinsam meistern.