Über Freundschaft und Sterben

Jugendliche aus katholischen Kirchengemeinden spielen im Jungen Theater Göttingen - mit Radiobeitrag

HIER hören Sie einen Radiobeitrag zum Thema: ffn, 12. Februar 2012

Göttingen (kpg) – Antje Timmermann schließt die Augen, holt tief Luft – und dann legt sie los: Weil es heute im Gemeindezentrum von St. Michael kein Mikrofon gibt, muss sie gegen das Klavier und die E-Gitarre ansingen. Anschließend steht die Eingangsszene auf dem Probenplan. Hochkonzentriert befolgen die sieben Jugendlichen den Regieanweisungen von Verena Saake vom Jungen Theater Göttingen. Seit Wochen proben sie das Stück „Nellie Goodbye“ von Lutz Hübner – trotz Abistress. Die Jugendlichen stammen aus verschiedenen katholischen Kirchengemeinden der Stadt. Am 28. und 29. Februar werden sie „Nellie Goodbye“ im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Lebenskunststerben“ im Jungen Theater aufführen.

In dem Stück geht es um Freundschaft, Sterben und Tod: Nellie (gespielt von Antje Timmermann), steht kurz vor ihrem Durchbruch als Sängerin mit ihrer Band. Doch dann kippt sie während einer Probe um. Diagnose: Gehirntumor. Der Tumor dringt ebenso unverhofft in die geschlossene Welt des Proberaums der fünf Jugendlichen wie kurz zuvor in Nellies Kopf und zwingt jeden Einzelnen, sich mit der unheilbaren Krankheit auseinanderzusetzen: mit der Frage, was nach dem Tod kommt, wie sich Freundschaft im Angesicht des Todes definiert und wie man seine Angst und Hilflosigkeit im Umgang mit der Krankheit überwindet.

Harter Stoff nicht nur für Jugendliche. „Natürlich bewegt einen das auch über die Proben hinaus“, sagt die 17-jährige Hauptdarstellerin Antje Timmermann, „weil die Figuren des Stücks alle in unserem Alter sind. Und weil so etwas jedem von uns passieren kann.“ „Man hört jetzt eher hin, wenn es um das Thema geht“, ergänzt die gleichaltrige Roxanne Pretzsch. „Denn das ist durchaus ein Aspekt, der im Leben Jugendlicher vorkommt“, weiß Jugendbildungsreferentin Sigrid Nolte, „zum Beispiel, wenn die Großeltern sterben“.

Die Idee zur Kooperation zwischen Jungem Theater und katholischer Kirche stammt aus der Citypastoral im Michaelsviertel, das nur wenige Meter vom Theater entfernt liegt. „Ich bin gefragt worden und war gleich begeistert“, sagt Verena Saake. Die Schauspielerin ist selbst katholisch. „Nellie Goodbye“ ist das erste Stück, das sie inszeniert. Die Arbeit mit den Jugendlichen findet sie „einfach super! Dadurch, dass die Spieler hier keine Profis sind, entstehen manchmal ganz pure Momente, die Profis, die vom Alter manchmal jünger spielen müssten, gar nicht so natürlich hinkriegen.“

Noch proben die Jugendlichen im Gemeindezentrum von St. Michael. Wenn sie dann für die Generalproben auf die echte Bühne umziehen, wird die Aufregung nochmal größer. Doch einschüchtern lassen sich die Jugendlichen nicht von der Aufgabe. Lea Müller, ebenfalls 17, hat für sich schon ein Fazit aus dem Stück gezogen: „Jeden Tag genießen und versuchen, das Beste daraus zu machen.“

Termine: „Nellie Goodbye. Ein Theaterstück von Lutz Hübner. 28. Februar 2012, 10 Uhr (für Schulklassen), 29. Februar 2012, 20 Uhr, Junges Theater Göttingen, Hospitalstraße 6. Veranstalter: Citypastoral St. Michael in Kooperation mit dem Jungen Theater und dem Katholischen Jugendbüro Göttingen. Weitere Termine der Veranstaltungsreihe: www.lebenskunststerben-goettingen.de