Vatikan: Neuregelung zum liturgischen Friedensgruß

Verschlankung der bisherigen Praxis ist angedacht

 

 

Der Friedensgruß ist im katholischen Gottesdienst ein fester Bestandteil. Besonders seit den friedensbewegten Zeiten im Zuge der Nachrüstung der NATO in den 80er Jahren gewann dieses Zeichen an Bedeutung und wurde in der Praxis ausgeweitet. Der Priester bzw. Diakon fordert jetzt die Gläubigen auf: Gebt einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung. Daraufhin geben sich benachbarte Kirchenbesucher die Hände, stärker Vertraute umarmen sich oder man läuft schon mal über den Mittelgang um den Frieden "weiterzugeben". In unserem Kindergottesdienst nehmen sich sogar alle bei der Hand und bilden so eine Kette.

Freilich gab und gibt es, besonders bei einer ausufernden Praxis, auch warnende Stimmen. So unterbricht dieser Ritus auf den Spannungsaufbau der jetzt folgenden Kommunion. Andere führen hygienische Bedenken ins Feld. Wer krank ist und seine Bazillen nicht weitergeben möchte steht als Friedensverweigerer da.

Die Kirche überlegt deshalb seit Längerem, wie eine reduzierte Form des Friedensgrußes aussehen könnte. Hier der aktuelle Stand durch eine Meldung von Radi VATIKAN vom 1. August:

Der Austausch des Friedensgrußes soll innerhalb der katholischen Liturgie an seinem bisherigen Platz bleiben - jedoch in nüchternerer Form erfolgen. Das geht aus einem Rundschreiben der vatikanischen Gottesdienstkongregation hervor, das jetzt allen Bischofskonferenzen zuging. Die Bischofssynode vom Oktober 2005 und Papst Benedikt XVI. persönlich hatten eine Überprüfung dieses Gestus angeregt, da er an seinem bisherigen Platz unmittelbar vor der Kommunionausteilung Unruhe stiften könne.

Kardinal-Präfekt Antonio Canizares Llovereser hatte den Text bei einer Audienz am 7. Juni dem Papst vorgelegt und dessen Zustimmung erhalten. Der Friedensgruss solle demnach an seinem bisherigen Platz bleiben, um nicht durch eine Verlegung zusätzlich Unruhe zu schaffen. Allerdings sei es nicht nötig, dass der Priester oder Diakon bei jeder Messe automatisch zum Friedensgruss auffordere. Auch solle der Geistliche nicht seinen Platz am Altar verlassen, um mit einigen Gläubigen den Gruß persönlich auszutauschen.

Weiter sollten zusätzliche Friedensgesänge vermieden werden, heißt es in dem Dokument. Auch die Gläubigen sollten zum Austausch des Grußes an ihren Plätzen blieben und ihn auf ihre unmittelbaren Nachbarn beschränken.

Insbesondere sollte man diesen Gestus nicht - etwa bei Hochzeiten oder Totenmessen - zu Glückwünschen oder Beileidsbekundungen ausweiten. Die Bischofskonferenzen sollten Elemente erarbeiten, die die Bedeutung des Friedensritus in der römischen Liturgie erläutern, heißt es in dem Rundschreiben der Gottesdienstkongregation.

Übertriebene Form

Die Bischofssynode vom Oktober 2005 über die Bedeutung der Eucharistie hatte sich unter anderem mit dem Friedensgruss innerhalb der Liturgie befasst. Im Schlussdokument „Sacramentum caritatis" vom 22.2.2007 schrieb Papst Benedikt XVI., es sei zweckmäßig, „diese Geste, die übertriebene Formen annehmen und ausgerechnet unmittelbar vor der Kommunion Verwirrung stiften kann, in Grenzen zu halten". Der „große Wert der Geste werde mitnichten geschmälert durch die Nüchternheit, die notwendig ist, um ein der Feier angemessenes Klima zu wahren".

 

Dieser Text stammt von der Webseite de.radiovaticana.va/news/2014/08/01/vatikan:_neuregelung_zum_liturgischen_friedensgru%c3%9f/ted-816974
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