Was und wie glauben Muslime?

Citypastoral zu Besuch in der DITIB-Moschee

 

 

Auf eine Rekordbeteiligung stieß der Besuch der Citypastoral bei der DITIB-Moschee, den Mechthild José-Thumbeck organisiert hatte. Über 50 erwachsene Interessenten und eine äußerst wissbegierige Grundschulklasse der Adolf Reichwein Schule füllten das Atrium mit den tollen Tischchen und Teppichen. Schon im Eingangbereich kann man so orientalisches Flair schnuppern.

Die eigentliche Moschee bzw. der Gebetsraum ist im ersten Stock. Aber bevor man da rein darf gilt es die Schuhe auszuziehen, wofür es praktische Schuhregale gab. Drinnen erklärte dann Herr Keskin den Raum und den Glauben der dort Betenden. Er ist selbst Mitglied des Gemeindevorstandes und konnte die vielen, auf ihn regelrecht einprasselnden Fragen sehr gut und sehr verständlich erklären.

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. (türkisch: Diyanet İşleri Türk İslam Birliği, abgekürzt DİTİB) ist nur einer von vielen Gemeindeverbünden der Muslime in Deutschland. Die Göttinger Gemeinde wurde 1971 in der Calsowstr. 10 gegründet. Aber schon bald waren die Örtlichkeiten zu klein und man zog 1991 in den Maschmühlenweg um. 2002 schließlich wurde das jetzige Grundstück erworben und 2007 die heutige Moschee im Königsstieg 6 eingerichtet. Die Gemeinde hat derzeit ca. 250 Mitglieder. Am Freitag kommen, je nach dem, 200 bis 400 BeterInnen. Die Männer sind unten und vorne, die Frauen oben oder zumindest hinter den Männern. Am Teppichboden ist eine Art Muster, so dass jeder eine Art eigenen Teppich hat. Freilich kann es da schon etwas eng werden, wie Herr Keskin meinte, aber da alle das gleiche Interesse hätten, nämlich beten, arrangiere man sich.

Fromme Muslime beten 5 mal am Tag. Wann genau richtet sich nach dem Sonnenaufgang und ist an der Anzeigetafel im Eingansbereich sekundengenau erfahrbar. Am Freitag ist der wöchentliche Feiertag der Muslime und nur dann predigt der Imam von der schönen Kanzel mit der kleinen Treppe. Vor dem Gebet muss man sich übrigens rituell waschen.

Vorne ist eine Ausbuchtung Richtung Mekka für den Imam. Der stieß im Lauf des Abends hinzu und leitete das Abendgebet. Die Gebetssprache ist ausschließlich Arabisch. Nur die Predigt wird ins Deutsche übersetzt. Die Kinder werden von ca. 5 - 7 Jahren langsam an das Gebetsleben herangeführt. Viel Wert wird auf Freiwilligkeit gelegt. Vorne gibt es kleine Ständer mit den 99 Namen Allahs, einer Art muslimischer Rosenkranz. Diese Kettentradition stammt übrigens aus dem Türkischen, nicht aus Arabien.

Der arme Herr Keskin wurde regelrecht mit Fragen bombadiert, wofür vor allem die Schulklasse sorgte. Sie fragten dem Gemeindevertreter geradezu Löcher in den Bauch. Aber das Interesse hat ihn und den später hinzukommenden Imam sichtlich beeindruckt. Gestreift wurde praktisch das ganze religiöse Leben der Muslime.

Die Göttinger Gemeinde hat Mitglieder aus dem Kosovo, Mazedonien, Bangladesch oder Pakistan. Darunter sind auch 5-6 original Deutsche, die zum Islam konvertiert sind.

Die Gemeinde wird ausschließlich durch Spenden finanziert. Auch die Imame, die aus der Türkei "importiert" werden müssen, müssen bezahlt werden.

Die Mosche ist reich mit Fliesen und Kalligraphien verziert, weil Bilder in im Islam verboten sind. Die Farbe Blau ist nicht ganz zufällig gewählt: Blau, Türkis und Grün beruhigen und führen in die Stille, so Herr Keskin.

Es gab auch kritische Fragen. Auch Muslime tun sich schwer den Glauben an die folgende Generation weiterzugeben.  Zu explizit theologischen Fragen konnte und wollte sich Herr Keskin bewusst nicht äußern. Aber das Interesse war sowieso eher bei den praktischen Fragen des Alltags.

Um 18:45 Uhr konnten dann die Teilnehmer beim Abendgebet zugegen sein. Der Imam hatte jetzt eine Art weißer Kaftan an und eine Kopfbedeckung. Die etwa 6 Männer stellten sich in einer Reihe auf und das ca. 15 minütige Gebet begann. Mit ihm klang ein sehr spannender und informativer Abend aus.