"Wir alle sind ein Buddha, wir wissen es nur nicht."

Citypastoral Sankt Michael zu Gast im Buddhistischen Zentrum Göttingen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine große Schar an Interessierten fand sich gestern Abend im Börnerviertel ein, um das Buddhistische Zentrum Göttingen kennen zu lernen. Der Meditationsraum platzte fast aus allen Nähten. Dagmar Steckel & Benedikt Rosenau, ehrenamtliche Leiter/innen der Einrichtung, gaben zunächst eine 1-stündige Einführung in den Buddhismus, insbesonders in den so genannten Diamant-Weg, also die tibetische Ausrichtung, die das Zentrum in Göttingen favorisiert. Es ging dabei nicht so sehr um die theoretischen Grundlagen, denn gewisse Vorkenntnisse schienen die meisten schon etwas zu haben. Der Schwerpunkt lag vielmehr auf der Praxis der Meditation und der "Kunst", die in der Meditation gemachten Erfahrungen in den Alltag zu übernehmen. Es gibt zwei Wege: die Methode des so genannten "kleinen Fahrzeugs" richtet sich an Menschen, die in erster Linie mit Hilfe der Meditation (Atem beobachten, Gedanken loslassen, ruhig und gelassen werden) Leid überwinden wollen. Der andere Weg ("Großes Fahrzeug") hat etwas Größeres im Blick: hier geht es darum, das gesamte Leben buddhistisch auszurichten mit dem Anspruch, sich auf den Weg der Erleuchtung zu begeben.

 

In der Diskussion zeigte sich, dass viele der Anwesenden einen katholischen Background mitbrachten. So scheint es neben den markanten Unterschieden (Buddhismus: Kein Erlöser, keine Gnade, kein göttliches Gegenüber; jeder kann sein "Heil" selbst finden) die ein oder andere Gemeinsamkeit zwischen der buddhistischen Meditationsform und der christlichen Kontemplation zu geben. Reizvoll an der buddhistischen Meditation war für viele der Anspruch, im Alltag nichts und niemanden bewerten zu wollen. Im Raum stand die Aussage: "Wir alle sind ein Buddha, wir wissen es nur nicht." Für viele bestimmt etwas befremdlich. Wir würden hier eher sagen: Wir sind alle Kinder Gottes. So gesehen haben wir alle einen göttlichen Funken in uns.

 

Nach einer kurzen Pause ging es dann zur Übung. Diese war freigestellt, so dass einige die Veranstaltung nach dem Einführungsvortrag wieder verließen, viele andere dafür kamen. Denn die anschließende angeleitete Meditation findet regelmäßig jeden Dienstag- und Freitagabend statt und ist öffentlich. 30 Minuten lang wurde man mit Mandras, Intonationen und Leitsätzen durch eine Art von Meditation geführt. Hier zeigte sich meiner Meinung nach ein krasser Unterschied zur Zen-Meditation. Diese ist gegenstandslos, frei von jeglicher Anweisung und führt zur eigenen inneren Mitte und damit zu Sammlung und Konzentration. Diese kann dann viel mehr als Hilfe - im Sinne einer Gebetsvorbereitung - verstanden werden und nähert sich so der christlichen Kontemplation. -

 

Danach war noch lange nicht Schluss. Lebhaft tauschte man sich in einzelnen Gruppen über das Erlebte aus, ganz zwanglos saß man zusammen und ließ den Abend ausklingen. Fazit: der Abend war ein winziger kleiner Einblick in eine andere große Weltreligion. Ob der Abend alle Erwartungen erfüllen konnte, bleibt offen. Wir jedenfalls danken Dagmar & Benedikt, dass sie uns einen solchen Besuch ermöglicht haben, denn das war alles andere als selbstverständlich.

 

Mechthild José-Thumbeck