"Wir haben Gottes Spuren festgestellt!"

(Fast) 24 Stundenprojekttag unserer FirmkandidatInnen

Kaum aus Hildesheim wieder zu Hause angekommen, trafen sich die Firmlinge am Gründonnerstag um 10 Uhr wieder im Pfarrsaal von Sankt Michael. Sie waren schwer bepackt mit Schlafsäcken und Isomatten, denn der Projekttag sollte sich durch die Nacht bis zum Karfreitagmorgen erstrecken.

Zum Einstieg wurde ein Wahrnehmungsspiel gespielt. Der Regen vereitelte den Plan im Pfarrhof zu spielen, also musste der Pfarrsaal herhalten. Es wurde „Blinde Schafe, tauber Hirte“ gespielt. Dazu wurden allen Teilnehmenden die Augen verbunden. Nur einer konnte sehen, dafür aber nicht sprechen. Er musste mit Geräuschen versuchen, die blinden Schäfchen ins „Trockene“ zu locken. Aber nicht nur diese Signale waren zu vernehmen. Neben zahlreichen Hindernissen verwirrten auch fremde Geräusche die blinden Schäfchen.

Nach dem Spiel wurde die Verbindung zum alltäglichen Leben der Jugendlichen gezogen. Auch wenn man es nicht sieht, weiß man, dass man gemocht wird oder geliebt ist. Oder dass eben das Gegenteil der Fall ist. Das kann man nicht sehen, aber man kann es erfahren. Auch mit Gott können wir Menschen Erfahrungen machen, auch wenn wir Gott nicht sehen können. Aber Gott zeigt sich.

Thema des Tages war: „Spuren Gottes in der Welt“. Und dazu machten sich die Firmbewerberinnen und Firmbewerber anhand von vier Fragen (Wo habe ich „gesehen“, dass es eine schöpferische Kraft gibt, die mich immer wieder ins Leben bringt? Wann habe ich gemerkt, dass ich nicht einsam bin, selbst wenn ich allein bin? Wie fühle ich mich in das Ganze der Welt eingebettet? Wie hängt mein persönliches Leben zusammen mit all den anderen? Woran merke ich das? Welche Erfahrungen habe ich mit Gott bereits gemacht?) Gedanken.

Als sich alle mit den Fragen auseinandergesetzt hatten, wurden die Projekte vorgestellt. Es gab die Möglichkeit, eine Fotocollage passend zum Thema zu erstellen oder die Kirche ebenso zu gestalten. Spontan bildeten sich Gruppen und schon konnte die Arbeit beginnen.

Die Gruppe, die die Fotocollage erstellte, sammelte zum Tagesthema konkrete Spuren und überlegte sich Fotomotive. Die Kirchengestaltungsgruppe beging zunächst den „Tatort“ und Entwarf ein Gestaltungskonzept. Die ersten Planungen dauerten nicht lange und alle machten sich emsig an die Realisierung ihrer geschmiedeten Pläne. Nach einem köstlichen Mittagessen und dem Spiel „Familie Meyer geht in den Zoo“, das half, die Mittagsmüdigkeit zu besiegen, aber auch einige Blessuren hinterließ, wurden wieder die Ärmel hochgekrempelt.

Die Kirchengruppe verewigte ihre Füße mit Farbe auf über 30 Meter Tapete und schnitt über 200 Füße mit der Geschichte „Spuren im Sand“ aus. Die Jugendlichen, die eine Collage erstellten, fotografierten alles, was von einer Spur Gottes in der Welt zeugt und ihnen vor die Linse kam. Kurz nach der Kaffeepause konnten schon erste Ergebnisse präsentiert werden. Das Wetter hielt die kreativen Künstler nicht davon ab, sich nach getaner Arbeit ein Eis zu gönnen.

Zwischendurch wurde in einer thematischen Einheit „Was feiern wir eigentlich an…Gründonnerstag“ besprochen, das vor allem zwei Motive, nämlich die Fußwaschung und das letzte Abendmahl, diesen Tag kennzeichnen.

Nach dem Abendessen wurden die Gestaltungselemente in die Kirche gebracht. Die Tapete mit den Fußabdrücken begann schon draußen vor der Kirche in der Fußgängerzone und ging im Mittelgang über den Taufbrunnen, bis nach vorne über den Altar an die Alabasterwand. Die ausgeschnittenen Fußabdrücke wurden auf die Plätze gelegt, blaue Strahler wurden platziert und die professionell gestalteten Collagen wurden im Mittelgang aufgestellt. Vier Fotocollagen entstanden.

Eine rückte die Spuren Gottes in der Natur in den Mittelpunkt, eine andere Gottes Spuren als Begleiter im Alltag. Schließlich wurde auch Gottes Spur im Feiern von Festen dargestellt und im Üben der Nächstenliebe. Dann begann auch schon die Gründonnerstagsmesse (eigener Bericht).

Nach dem Gottesdienst trafen sich alle im Pfarrsaal wieder. Bei „Was feiern wir eigentlich an…“ wurden nun noch Karfreitag und Ostern in den Blick genommen. Auch die verschiedenen Dienste in der Osternacht in Reinhausen um 20.30 Uhr, die maßgeblich die Firmlinge mitgestalten, wurden verteilt.

Um 23 Uhr wurde erneut zu Tisch gebeten. Das Agapemahl stand auf dem Programm. Wir erinnerten uns damit ganz hautnah an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Freunden und erlebten, was es heißt zu teilen.

Um 00:00 Uhr begann die liturgische Nacht. Es bildeten sich drei Gruppen, die abwechselnd Nachtwache und Anbetung vor dem Allerheiligsten hielten und von den Katecheten begleitet wurden. Im Zentrum dieser Nachtwachen standen die biblischen Erzählungen von Jesu Gebet im Garten Gethsemani, seiner Gefangennahme, der Verleugnung durch Petrus und dem Verhör vor dem Hohen Rat. Alle trafen sich zu einem gemeinsamen Start in der Kirche. Dann wechselten die Gruppen im Halbstundentakt, so dass jede Gruppe bis 6 Uhr vier Nachtwachen übernahm. Dabei war leichter Schwund bemerkbar.

Nach einem gemeinsamen Abschluss der Nachtwachen wurde das Allerheiligste feierlich von allen wachgebliebenen oder wiedererwachten Jugendlichen in die Kapelle der Jesuitenkommunität übertragen. Anschließend gab es ein stärkendes Frühstück bei dem die Anstrengungen der letzten Nacht sprichwörtlich zu Tage traten. Dennoch verließen alle freudig über die gemachten Erfahrungen das Pfarrzentrum in Richtung zu Hause und vor allem in Richtung Bett.