Zu Gast in der pfingstlichen Freikirche ECCLESIA in Weende

Pastor Schwarz öffnet die Räume seiner Kirche und gibt Rede und Antwort

Mit einem Besuch bei der pfingstlich-charismatischen Freikirche Ecclesia endet in diesem Jahr die Reihe Was glauben die anderen?. ECCLESIA ist schon länger in Göttingen, ist aber im Laufe der Zeit mehrmals umgezogen. Und das hat einen handfesten Grund: Die Gemeinde ist immer mehr gewachsen! Zählte die Gemeinde 2005 etwa noch bloße 75 Mitglieder, so sind es derzeit 170. Man merkt den Räumen gleich an, dass noch alles neu und frisch bezogen ist.

Die Freikirche Ecclesia ist eine Gemeinde innerhalb des Ecclesia - Verbandes, der wiederum Teil des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden ist, zu dem sich viele charismatisch geprägten Gemeinden rechnen. Allerdings darf man sich das nicht zu spektakulär vorstellen. Pastor Schwarz sieht sich selbst eher als ruhigen Typ, der so gar nicht den Klischees ekstatischer und zungenredender Christen entspricht. Obwohl er schon seit Urgroßmutterszeiten seiner Freikirche angehört und in sie quasi hineingeboren wurde, wirkt er eher zurückhaltend. Früher habe er sogar seine Predigten sorgsam vorbereitet und abgelesen. Das hat sich allerdings aufgrund eines spirituellen Erlebnisses geändert. Jetzt predigt er frei - und zwar 45 Minuten lang, (fast) jeden Sonntag! Am Sonntag treffen sich ca. 160 Gemeindemitglieder zum Gottesdienst, was eine sehr hohe, ja fast schon 100%ige Quote ist (zum Vergleich: Sankt Michael hat eine Quote von etwa 8% der Territorialgemeinde und 16% Kirchgänger überhaupt, d.h. die Hälfte der Kirchgänger kommt aus anderen Gemeinden bzw. Konfessionen). Der Zusammenhalt ist sehr stark: jeder kennt jeden, man verbringt viel Zeit miteinander, verreist schon mal. Etwa 30 Leute sind über 60, der Rest darunter, so dass Ecclesia eine eher junge Gemeinde ist. Es gibt mehrere Hauskreise in denen sich 10 - 15 Personen regelmäßig zu Gebet und Freizeit versammeln.

Der Sonntagsgottesdienst dauert etwa 90 Minuten. Er beginnt mit einem Lied und der Begrüßung. Dann folgt ein biblisches Wort und die Verkündigungen darüber was derzeit in der Gemeinde los ist. Dann betet man für die Kinder, die dann zu ihrem eigenen Kindergottesdienst gehen. Währenddessen kommt für die Erwachsenen eine ca. 20minütige Lobpreiszeit. Gesangbücher gibt es übrigens nicht - alle Lieder werden via Beamer an die Wand projeziert. Jetzt folgt die etwa 45minütige Predigt. Einmal im Monat wird dann noch Abendmahl (mit Traubensaft) gefeiert. Ingesamt ist der Gottesdienst für katholische Ohren sehr nüchtern und hat wenige liturgische Elemente. Das Gebet ist frei, selbst das Vater Unser wird nicht immer gebetet. Das Abendmahlsverständnis ist denn auch reformierter Tradition, d.h. die Gegenwart Christi im Abendmahl wird rein symbolisch und nicht "real" verstanden. Ebenfalls reformierter Tradition entspricht der nüchterne Kirchenraum, in dem es aber immerhin ein Kreuz (ohne Körper!) und einen Glasaltar gibt. Aber schon vom Raum her nimmt die Ecke mit den Musikinstrumenten einen viel größeren Platz ein. Eine Orgel sucht man natürlich vergebens - Musik kommt von E-Gitarren, Schlagzeug und anderen Popinstrumenten!

Woher kommen die Gemeindemitglieder, was zieht einen Menschen in diese Gemeinde? - so eine Teilnehmerin. Pastor Schwarz und ein Gemeindemitglied geben gerne Auskunft: Oft sind es StudentInnen die Kontakt suchen, so manche auch aus anderen Ländern (Afrika!). Aber meist sind es Gemeindemitglieder die Freunde mitbringen. Es gibt zwar vereinzelt Missionsaktionen (wie demnächst wieder ProChrist!), aber ingesamt verfolgt die Gemeinde keine "aggressive" Missionsstrategie. Überhaupt ist der Gemeinde Freiheit wichtig: jeder kann und soll kommen und gehen dürfen, wann er will. Was aber nicht heißt, dass der Pastor jemanden, der offensichtlich gegen die Gemeindepraxis lebt, nicht auch kritisch anspricht. Aber solche Fälle kommen kaum vor, so Pastor Schwarze, da entsprechende Leute meist von sich aus gehen. Wer zur Ecclesia - Gemeinde gehört vollzieht meist einen bewussten Schritt, der mit der Glaubenstaufe beginnt. Ein entsprechendes Taufbecken ist im "Altarraum" eingebaut. Pro Jahr gibt es so 10 Taufen, überschlägt Pastor Schwarz.

Unsere Besuchergruppe wurde freundlich empfangen. Es gab Tee und Knabbereien. Nebenan probte übrigens THE LIVING GOSPEL CHOIR, der am kommenden Samstag bei uns in Sankt Michael zu Gast sein wird. Mehr Infos zu Ecclesia finden Sie hier. Gäste sind zu den Gottesdiensten (sonntags 10:00 Uhr) stets willkommen.